Führen Wut und Unverständnis zu "Rechtsruck" in Deutschland? "Können nicht alles Nazis sein"

Leipzig - Im September stehen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg Landtagswahlen an. Die Stimmung im Osten ist derweil angespannt. Menschen sind wütend, fühlen sich unverstanden und hilflos. Der MDR macht sich in seiner Doku "Wut. Eine Reise durch den zornigen Osten" auf die Spuren dieses Gefühls.

Unter anderem die wöchentlichen Montagsdemos werden genutzt, um Meinungen kundzutun. (Archivbild)
Unter anderem die wöchentlichen Montagsdemos werden genutzt, um Meinungen kundzutun. (Archivbild)  © dpa/Lena Werres

Marieke Reimann, die zweite Chefredakteurin des SWR, bringt in einem Kommentar am 14. Juni ihre Meinung auf den Punkt:

"Die Perspektive beim Sprechen über den Osten ist eine westdeutsche."

Sie erzählt von einer Ungleichbehandlung zwischen Ost und West. Ein Thema, über das Steffen Mau ein ganzes Buch geschrieben hat.

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Er sieht die Probleme lange in der Vergangenheit liegen. Nämlich bei der Wiedervereinigung von Ost- und Westdeutschland.

"Die Ostdeutschen sind da Mitbewohner geworden, aber sie haben die Spielregeln nicht mit entschieden", erzählt der Autor von "Ungleich vereint".

Fakt ist, dass die Menschen wütend seien. Sie wollen Veränderung und gehen dafür auch auf die Straße.

Die sogenannten Altparteien verlieren zunehmend an Bedeutung. Wo man früher in der Politik Stimmen gewinnen konnte, wenn man einer dieser Parteien angehörte, scheint es jetzt ins Gegenteil umgeschlagen zu haben.

Der Trend geht hin zu Bürgervereinigungen, die ihre eigenen Interessen vertreten.

"Wut. Eine Reise durch den zornigen Osten": Menschen wollen ihre Meinung kundtun

Jana Cebulla vom MDR beschreibt die Doku als einordnend und urteilsfrei.
Jana Cebulla vom MDR beschreibt die Doku als einordnend und urteilsfrei.  © MDR/Hagen Wolf

Der Rentner Bernd Ringel organisiert die Montagsdemo "Leipzig steh auf" und bekommt dafür ganz unterschiedliche Resonanz.

Diese hält ihn aber nicht von seinem Vorhaben ab, denn er hat ein Ziel: "Ich zeige den Leuten, hier gibts Leute, die haben noch eine Meinung und die artikulieren diese öffentlich."

Die Bauernproteste sind nur ein Beispiel dafür, wozu Wut und Unverständnis die Menschen bewegen können.

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Frank Strese, Friseurmeister aus Leipzig, hat den Kundgebungen abgeschworen: "Ich war seit 89 auf keiner Demo mehr, weil das ist mir da immer zu Schubladig", erzählt er dem MDR.

Trotzdem bemerke er die Stimmung. "Jetzt wo in Europa ein sogenannter Rechtsruck vollzogen wird, da denke ich dann für mich 'Na gut, aber das können ja jetzt auch nicht alles Nazis sein'."

Er geht davon aus, dass viele Menschen einfach unzufrieden mit der Regierung seien und deshalb ihr Wahlverhalten ändern.

"In diesem Film öffnen die Menschen ihr Herz. Wütende Menschen. Herausgekommen ist ein einordnender Film, der nicht urteilt", beschreibt Jana Cebulla, die Leiterin der Hauptredaktion Junge Angebote beim MDR die Doku.

Ansehen könnt Ihr ihn Euch mit vielen weiteren Stimmungsbildern schon jetzt in der Mediathek oder am Mittwochabend um 21 Uhr im MDR.

Titelfoto: dpa/Lena Werres

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