Wacken-Fans zwischen Vorfreude und Wetter-Frust: "Nicht sterben wäre schon nicht schlecht!"
Hamburg – Dienstagmorgen am Hamburger Flughafen: Auf der Ankunftsebene tummeln sich zahlreiche Wacken-Besucher, die auf ihren Shuttle-Bus in das beschauliche Örtchen in Schleswig-Holstein warten. Ein vom Airport extra für das Metal-Festival (2. bis 5. August) eingerichteter – und viel genutzter – Service. Die meisten Metal-Heads erkennt man ihr Reiseziel sofort an: Schwarzes Band-T-Shirt, schwere Backpacks und Gummistiefel. In diesem Jahr das wohl wichtigste Accessoire. Doch trotz Dauerregen war die Stimmung ausgelassen und fröhlich. TAG24 war vor Ort und hat mit Besuchern aus aller Welt gesprochen.
Denn vor allem für die internationalen Fans ist der Hamburger Flughafen ein wichtiger Knotenpunkt für die Anreise. Die heimischen Gäste reisen meist mit dem Auto oder dem Zug an.
TAG24 hat am Dienstag zumindest keinen einzigen deutschen Wacken-Besucher am Flughafen getroffen, dafür aber unter anderem Diego, Rodrigo und Mileide aus São Paulo in Brasilien.
Für die drei Freunde ist es nicht nur das erste Mal auf dem Wacken Open Air, sondern überhaupt in Europa. Nach ihrem Festivalbesuch reisen sie noch 20 Tage lang durch Deutschland, Tschechien und Polen, wie Diego gegenüber TAG24 erzählt.
Das schlechte Wetter stört ihn nicht: "Ich liebe den Regen, ich will den Matsch (lacht)!"
Viele Wacken-Gäste reisen ganz alleine an
Aidan aus Irland macht sich auch nicht viel aus dem Regen: "Als Ire bin ich quasi von Geburt an gegen Regen gewappnet (lacht)", erzählt er gegenüber TAG24. Es ist bereits sein drittes Mal auf dem Wacken.
"Letztes Jahr war einfach unglaublich, also war für mich klar, dass ich dieses Jahr wiederkommen werde. Das erste Mal war ich 2019 ganz alleine da – es war auch mein erstes Festival überhaupt –, aber ich habe mich überhaupt nicht alleine gefühlt", so Aidan.
"Nach ein paar Stunden hatte ich schon Freunde gefunden. Es ist genau diese Community, die das Wacken ausmacht. Du hast halt sofort eine Gemeinsamkeit durch die Metal-Liebe, die dort alle verbindet."
Ebenfalls alleine reist auch der Australier Jack. Für den 21-Jährigen ist es das erste Wacken-Abenteuer und auch er freut sich vor allem darauf mit "anderen Metal-Heads abzuhängen".
Doch es gibt leider ein wetterbedingtes Problem für den Wahl-Londoner: "Ich habe meine verdammte Regenjacke verloren! Aber ich habe immerhin wasserfeste Schutzbeutel und einen Regenschirm dabei, das muss reichen. Mein Zelt ist aber wasserfest, ich habe es extra getestet", erzählt Jack.
"Wir sind ein bisschen besorgt wegen des Wetters, nicht sterben wäre schon nicht schlecht!"
David und Adrià aus Barcelona hoffen hingegen nur ganz fest, dass ihre Zelte den Wassermassen standhalten. "Wir sind ein bisschen besorgt wegen des Wetters, nicht sterben wäre schon nicht schlecht (lacht)", so Adrià gegenüber TAG24.
Von dem von den Veranstaltern verhängten Anreise-Stopp für Autosfahrer hatten die Spanier und ihre drei Freunde nichts mitbekommen, waren aber zuversichtlich, dass ihr Bus kommen wird.
Während Adrià das erste Mal Wacken erlebt, ist David Stammgast. TAG24 wollte wissen, warum: "Es ist eins der größten Metal-Festivals in Europa, aber inzwischen gibt es Konkurrenz mit dem 'Hellfest' in Frankreich oder dem 'Resurrection Fest' in Spanien. Aber Wacken hat immer noch den besten Ruf und verteidigt sein Königreich bis jetzt ganz gut."
Aidan lobte zudem die gute Organisation des Festivals und der 18-jährige Keaton, der extra mit seinem Siefvater aus Kanada angereist ist, hob vor allem die Freundlichkeit der Menschen hervor.
"Ich denke viele Menschen sind von unserer Kleidung abgeschreckt und haben Angst, aber Metal-Fans sind die freundlichsten Leute überhaupt!"
Sänger von Fadrait übers Wacken: "Ich liebe sie alle!"
Natürlich reisen nicht nur Besucher über den Hamburger Flughafen an, sondern auch die Künstler, die ebenfalls aus der ganzen Welt einfliegen.
So auch Zach Simsay aus San Diego in Kalifornien, der nur für seinen Auftritt am Mittwoch eine 18-stündige Anreise auf sich genommen hat. Vergangenes Jahr stand er noch mit der Band "Mythraeum" auf der Wacken-Bühne, dieses Jahr ist er als Gitarrist und Sänger von "Fadrait" mit dabei.
"Letztes Jahr habe ich den heißen Sommer Deutschlands erlebt, dieses Jahr wird es wohl das 'echte' Wacken-Wetter mit all dem Regen und Matsch, aber wir können es ja nicht ändern, also ist es okay für uns", so Zach gegenüber TAG24.
Für ihn sind es auch die Menschen – "die Community" – die das Festival so besonders machen.
Unterschiede zu den amerikanischen Fans habe er aber keine festgestellt: "Es sind einfach alle verrückte Metal-Heads und ich liebe sie alle!"
Titelfoto: Madita Eggers/TAG24