Ex-Soldat Martin wird Kriegsbilder nicht los: "Ich verletze meine Frau körperlich und nässe ins Bett"

Berlin - Er war im Kosovo, in Mali und in Afghanistan, sah Tote, Schwerverletzte und wurde auch selbst verwundet. Heute kämpft Martin (43) mit den Gedanken an die Kriegszeit. Und sogar seine Frau muss sich vor ihm fürchten.

Ex-Soldat Martin (43) kämpft mit den Gedanken an seine Einsätze in Kriegsgebieten.
Ex-Soldat Martin (43) kämpft mit den Gedanken an seine Einsätze in Kriegsgebieten.  © ZDF/Jens Gyarmaty

"Der Kopf spielt manchmal so verrückt, dass man zu Hause am liebsten alles kurz und klein schlagen würde", erzählt der Berliner in der "37 Grad"-ZDF-Doku "Im Kopf geht der Krieg weiter".

Acht Jahre lang sei er Scharfschütze bei den Feldjägern in einer Bundeswehr-Spezialeinheit gewesen, wurde später Fallschirmjäger. "Ich wollte anderen Menschen helfen, dass sie nicht in die Bredouille kommen, sich selbst verteidigen zu müssen, sondern wir sie verteidigen."

Anfangs war Martin auch gern Soldat. "Aber irgendwann kam die Überlegung: Möchtest du das wirklich immer machen?" Gefolgt vom Wunsch, es nicht für immer machen zu wollen.

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Der Vater dreier Kinder quittierte seinen Dienst bei der Bundeswehr. "Ich könnte drauf wetten: Wäre ich weiter in die Einsätze gegangen, wäre ich irgendwann draufgegangen. Das wollte ich nicht."

Ex-Soldat Martin schlägt nachts um sich: "Leider verletze ich sie auch mal körperlich"

Immer wieder schaffen es seine Hunde, ihn auf andere Gedanken zu bringen.
Immer wieder schaffen es seine Hunde, ihn auf andere Gedanken zu bringen.  © ZDF/Jens Gyarmaty

Daheim sei es aus dem Nichts gekommen, "dass ich in die Garage gegangen bin und mir einen Strick geknüpft habe. Es war der Gedanke, dass ich nicht mehr mit allem klarkomme und in dem Augenblick war es der Gedanke, dass es der einzige Ausweg ist."

Glücklicherweise ruft in den bangen Sekunden seine Frau Christiane an - und verhindert damit wohl Martins Suizid. Die Albträume bleiben aber, in denen er um sich schlägt. "Leider verletze ich sie auch mal körperlich, haue gegen die Wand und auch Bettnässen ist dabei", sagt er in der ZDF-Doku.

Später wird bei dem 43-Jährigen eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) diagnostiziert. Mehrere anschließende Therapien in unterschiedlichen Kliniken schlagen fehl.

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Von der Bundeswehr bekomme er keine Rente, da er erst beweisen muss, in den geschilderten Einsätzen gewesen zu sein. "Und ich muss Zeugen finden, die bestätigen, dass in den Einsätzen was passiert ist, was auf eine PTBS hinzeigt." Mittlerweile wurde Martin immerhin eine Erwerbsunfähigkeitsrente für ein Jahr genehmigt.

Die ZDF-Doku "Im Kopf geht der Krieg weiter - Überleben nach dem Einsatz" von Pia Busch-Kollonitsch zeigt das Zweite am Dienstag (22. April), ab 22.15 Uhr. In der Mediathek ist der Film ab sofort streambar.

Die Albträume werden immer schlimmer, sodass sich Martin Hilfe bei einem Therapeuten sucht.
Die Albträume werden immer schlimmer, sodass sich Martin Hilfe bei einem Therapeuten sucht.  © ZDF/Jens Gyarmaty

Solltet Ihr selbst von Selbsttötungsgedanken betroffen sein, findet Ihr bei der Telefonseelsorge rund um die Uhr Ansprechpartner, natürlich auch anonym. Telefonseelsorge: 08001110111 oder 08001110222 oder 08001110116123.

Titelfoto: ZDF/Jens Gyarmaty

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