Witwer Wolfgang über Tod seiner Frau: "Ich saß am Tisch und auf einmal hörte sie auf zu atmen"

Dresden - Senioren haben aufgrund ihrer Lebenserfahrung oft viele Geschichten zu erzählen - schöne wie traurige. Bei Wolfgang (90) aus Dresden ist es auch so. Er überlebte den Zweiten Weltkrieg und leider auch seine Frau.

Sind Teil der Doku: Wolfgang (90), Julia (30, M.) und Heike (60).  © ZDF/Stephan Floss

Es ist früh am Morgen. Wolfgang entsteigt seinem Bett und blickt durch die Jalousie nach draußen. "Man muss aufstehen", sagt er in der ZDF-Doku "37°".

"Aus einer traurigen Stimmung kann man durch Aufstehen entfliehen. Nicht im Bett bleiben, da ist man ganz allein und das Kopfkino ist eine verteufelte Angelegenheit."

Nahezu jeden Morgen stretcht sich der 90-Jährige, hält sich so fit. "Wenn der Körper nicht mehr mitspielt, geht gar nichts mehr. Ich möchte so lang es geht in meiner Wohnung bleiben."

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Die allerdings bewohnt er seit einem Jahr allein. Mutig erzählt Wolfgang vom schmerzhaften Tod seiner geliebten Ehefrau: "Ich saß am Tisch, sie lag im Bett. Und auf einmal hat sie aufgehört zu atmen, einfach aufgehört. Es wurde totenstill und mit Brachialgewalt hörte ich den Wind rauschen und Vögel singen."

Seine Partnerin war von ihm gegangen. Trotz der unendlichen Trauer wusste der Sachse aber schnell: "Man darf sich nicht abkapseln oder sich in eine Mitleidsblase flüchten." Genau das merkt er bei einer über 80-jährigen Bekannten. "Die liest keine Zeitung mehr und nichts, mit der kannst du dich über nichts unterhalten, die weiß nichts. Das ist belastend, man muss doch mitreden können!"

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Wolfgang über Zweiten Weltkrieg: "Wenn du jeden Tag 30 Kilometer laufen musst, nichts zu essen bekommst ..."

Drei Generationen sprechen über ihre Leben.  © ZDF/Stephan Floss

Zur Zeit des Zweiten Weltkriegs erinnert sich Wolfgang an den 27. Januar 1945, als er gerade elf Jahre alt war. Die Ostfront kam näher, seine im Festungsring Breslau lebende Familie wurde von der deutschen Wehrmacht evakuiert, wie er berichtet.

Auf die Frage, ob man im Leben Disziplin brauche, ergänzt er: "Wenn du jeden Tag 30 Kilometer laufen musst, nichts zu essen bekommst und nur Wasser aus dem Bach trinkst ... wenn du dich da hängen lässt, bist du tot. Genauso tot wie die vielen Säuglinge, die wir unterwegs in die Straßengräben gelegt haben, weil die Mütter vor lauter Strapazen keine Milch mehr hatten."

Er überlebte die Zeit, genießt heute seine Rente. Der frühere Journalist sei nach der Wende nach dem Verkauf seines Arbeitgebers mit 2000 West-Mark Abfindung ausgeschieden, zog wieder fest nach Dresden, wo er während seiner Beschäftigung nur am Wochenende bei seiner Familie war.

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"Die großen Fragen des Lebens - Drei Generationen geben Antwort" läuft am Dienstag (5. November, 22.15 Uhr) im ZDF und schon jetzt jederzeit auf Abruf in der ZDFmediathek.

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