Wegen Russland-kritischem Bericht? Twitter-Sperre für ZDF-"frontal"
Mainz - Aufregung um eine Twitter-Sperre des ZDF-Magazins "frontal" - der Account war vorübergehend offline, ist nun aber wieder aktiv. Was war geschehen?
Laut einer Mitteilung des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV) war der Twitter-Account des Politik-Magazins gesperrt worden, nachdem dieses am gestrigen Dienstag auf der Social-Media-Plattform einen Russland-kritischen Bericht angekündigt hatte.
Darin geht es laut ZDF um angebliche Verschleppungen ukrainischer Kinder durch die russische Regierung.
Der DJV schrieb in seiner Erklärung: "Der Deutsche Journalisten-Verband fordert den Eigentümer des Kurznachrichtendienstes Twitter Elon Musk auf, sofort den Account von ZDF Frontal zu entsperren."
Es wurde ein eindeutiger Zusammenhang mit dem Bericht zu den ukrainischen Kindern hergestellt, ergänzt um ein Zitat des DJV-Bundesvorsitzenden Frank Überall (51): "Das ist ein willkürlicher und durch nichts zu rechtfertigender Eingriff in die Rundfunkfreiheit."
Überraschend war der Twitter-Account des ZDF-Magazins am heutigen Mittwoch wieder freigegeben worden. "Wir sind wieder da! Wundern uns zwar weiter, warum @Twitter uns plötzlich für 'minderjährig' hält und einen Ausweis zur Account-Verifizierung verlangt", heißt es in einem Tweet der "frontal"-Redaktion, ergänzt um den Hinweis: "Aber viel wichtiger: Hier unsere #ZDFfrontal-Recherche zu den nach #Russland verschleppten Kindern."
Berichte über angeblich verschleppte ukrainische Kinder kursieren schon länger
Der zehnminütige "frontal"-Bericht "Zwangsadoption im Ukraine-Krieg - die verschwundenen Kinder von Cherson" ist in der Online-Mediathek des ZDF zu finden.
Die 43-Minütige "Zoom"-Dokumentation "Die verschwundenen Kinder von Cherson - auf der Spur eines Kriegsverbrechens", auf welche der "frontal"-Bericht rekurriert, wird am heutigen Mittwochabend ab 22.15 Uhr vom ZDF ausgestrahlt. In der ZDF-Mediathek ist der Film ebenfalls zu finden.
Berichte über angebliche Verschleppungen von Kindern aus der Ukraine nach Russland kursieren schon länger. Sie sind umstritten, so säte der Journalist Ulrich Heyden (68) etwa in dieser Hinsicht kürzlich Zweifel.
In einen Artikel zitiert der 68-Jährige eine ukrainische Aktivistin, laut der es sich vielmehr um Evakuierungen von Kindern aus Kinderheimen im Kriegsgebiet handele.
Titelfoto: ZDF/feedmee