Was "Der Palast"-Star Petra Kleinert aus der DDR-Zeit vermisst

Berlin - Sie hat vor 35 Jahren den Mauerfall und die Wende hautnah miterlebt: Petra Kleinert (57). Jetzt stand die Schauspielerin erneut für die ZDF-Erfolgsserie "Der Palast", welche diese spannende Zeit der deutsch-deutschen Geschichte thematisiert, vor der Kamera.

Petra Kleinert (57) hat die Wendezeit in Leipzig erlebt.
Petra Kleinert (57) hat die Wendezeit in Leipzig erlebt.  © imago/Star-Media

"Ich habe meinen ersten Film in der heißen Phase der Wende gedreht, damals noch eine ganz rote Geschichte für das DDR-Fernsehen. Nach der Wende musste der Begriff 'Parteisekretär' wegsynchronisiert werden", erinnert sich die Schauspielerin im TAG24-Interview.

Die gebürtige Jenaerin studierte von 1987 bis 1990 an der Theaterhochschule "Hans Otto" in Leipzig - eine Ausbildung, die sie bis heute sehr zu schätzen weiß.

"In kultureller Hinsicht ist nach dem Ende der DDR viel verloren gegangen. Die künstlerische Ausbildung in der DDR war einfach fantastisch: Sie war geschützt, da konnte nicht jeder einfach so mitmischen", erklärt die Schauspielerin.

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"Kultur und Kunst hatten eine andere Wertigkeit. Unterhaltung konnte alles und immer sein, ob Komödie oder Tragödie. Unterhaltung sollte nicht dämlich sein, sondern auf verschiedene Art und Weise berühren."

Sie schätzte an der DDR auch die "Solidarität, das Miteinander. Man hat sich gegenseitig beim Hausbau, beim Umzug oder wann auch immer geholfen. Es war so normal."

Wunsch nach Erneuerung

Dennoch habe die damalige Schauspiel-Studentin den "Wunsch nach Erneuerung, nach etwas anderem, aber nicht dem Leben im Westen, gehabt", betont sie.

"Wir, die auf der Straße waren, wollten nicht unbedingt die BRD, sondern eine eigene Freiheit haben."

Sie selbst war nur einige Male bei den Montagsdemonstrationen dabei, "weil ich auch Angst hatte. Das gebe ich ehrlich zu. Ich bin kein Revolutionär, aber jemand, der erhobenen Hauptes durchs Leben geht und seine Meinung vertritt. Das habe ich immer gemacht, aber ich versuche nicht, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen. Immer mit einem liebevollen Miteinander."

Allerdings stellt Kleinert eines ganz klar: "Man darf die DDR aber auch nicht romantisieren. Ich bin heilfroh, dass es die DDR nicht mehr gibt, weil ich möchte meine Meinung sagen dürfen, frei entscheiden, wohin ich reise, und meine persönliche Freiheit in jeder Hinsicht behalten."

Darum ist ihr diese Rolle im "Palast" so wichtig

Der neue Intendant Gerd Kolberg (Benno Fürmann, 51) will Uschi Schmidt nicht mehr als Kantinen-Chefin haben.
Der neue Intendant Gerd Kolberg (Benno Fürmann, 51) will Uschi Schmidt nicht mehr als Kantinen-Chefin haben.  © ZDF/Hannes Hubach

Um die neuen Freiheiten, aber vor allem die Herausforderungen, die mit der Wende einhergingen, dreht sich auch die neue Staffel von "Der Palast". Petra Kleinert spielt darin die Kantinen-Chefin Uschi Schmidt. "Die Rolle ist nicht so groß", räumt sie ein.

"Ich habe sowohl in der ersten als auch in der zweiten Staffel einen Monolog, weshalb ich diese Rolle spielen wollte. Ihre Statements kann ich voller Freude unterschreiben - sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart. Für mich ist wichtig, dass Menschen eine Haltung haben; dass sie das, was sie an Menschlichkeit, Moral und humanistischen Werten vertreten, auch leben. Und das mag ich an der Figur, das ist sie eins zu eins."

Natürlich hat ihre Rolle "auch eine gewisse Unsicherheit, aber auch einen gewissen Trotz. Und das gefällt mir."

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Und: "Sie wird [aufgrund] ihrer Äußerlichkeit und ihres Bildungsstandes immer wieder unterschätzt."

Zeitgeschichte in einem attraktiven Setting

Eine neue Show soll wieder mehr Publikum in den Palast locken.
Eine neue Show soll wieder mehr Publikum in den Palast locken.  © ZDF/Nadja Klier

Als Zeitzeugin sagt die 57-Jährige: "Die Serie ist ein ganz gutes Zeitbild. Damals und heute wird gut, aber auch kritisch beleuchtet - in einem Setting, was sehr attraktiv ist. Künstler haben viel mehr Angst, ihre Meinung zu äußern, weil sie meistens keine festen Verträge haben" und deshalb Konsequenzen befürchten.

Im Mittelpunkt der neuen Staffel stehen die Geschwister Luise (Lary Müller, 30) und Lukas Jansen (Lukas Brandl, 30) sowie die Tänzerin Karla Tanner (Taynara Silva-Wolf, 28), die im Friedrichstadt-Palast "neu anfangen. Es ist immer schön, wenn man in eine bestehende Geschichte mit neuen Augen reingeht", findet die 57-Jährige.

"Das ist so, wie wenn man mit Kindern etwas betrachtet, was man selbst schon lange kennt. Dadurch wird der Blickwinkel geändert."

Zu DDR-Zeiten konnte Petra Kleinert nie den Friedrichstadt-Palast besuchen, um eine Show zu sehen: "Dafür hat man keine Karten bekommen."

Anders sah es nach der Wende aus. Die Besucherzahlen gingen immer mehr zurück. Das legendäre Revue-Theater stand kurz vor dem Aus. Erst 2008 ging es wieder bergauf.

"Dass eine solche Institution wie der Friedrichstadt-Palast, wo auch viele Menschen arbeiten, wieder so einen Zulauf bekommen hat, ist nicht selbstverständlich", so Kleinert.

Was sich damals hinter den Kulissen abgespielt haben könnte, zeigt ab heute "Der Palast" im ZDF (20.15 Uhr). Alle Folgen sind bereits in der Mediathek abrufbar.

Titelfoto: imago/Star-Media

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