Brian im Drogenrausch: "In einer Nacht 16.000 Euro gemacht!"
Zeithain - Schnelles Geld verdienen: Eine Verlockung, die meist Kriminelle auf den Plan ruft. Wie schwer es für Straftäter dann aber ist, nach teils mehreren Gefängnisaufenthalten wieder Fuß in der Gesellschaft zu fassen, ohne rückfällig zu werden, zeigt die ZDF-Reportage "Knast in Deutschland".
Fast 400 Haftplätze gibt es in der JVA Zeithain, 60 Kilometer nordwestlich von Dresden. Hier sitzt auch Brian R. (21) ein, der auf der Suchtstation für drogenabhängige Straftäter in einer Art WG mit anderen Gleichgesinnten lebt.
"Unter dem Einfluss von Crystal Meth hab' ich ein Auto geklaut, bin in einen Laden reingefahren und hab' Fahrräder rausgeklaut", beschreibt er eine der Situationen, die ihn zu einer Haftstrafe von drei Jahren und drei Monaten führten.
Schon als 16-Jähriger nimmt Brian regelmäßig Crystal Meth. "Man war nur im kriminellen Umkreis unterwegs, die ganze Zeit auf Droge. Das hat zum Leben gehört wie für andere morgens der Kaffee."
Zum Beispiel in Spielotheken brachen er und Komplizen ein und Automaten auf. "Wir haben das ganze Geld rausgeholt und in einer Nacht 16.000 Euro gemacht."
Obwohl er mit dem Wort 'Freiheit' nichts anfangen kann, hofft er nachdenklich auf genau diese: "Es hat lang gedauert, aber: Es macht keinen Sinn immer Haft rein, Haft raus."
Dealer Angelo: "Das schnelle Geld hat mich süchtig gemacht!"
Auch Angelo W. ist in Zeithain gefangen. Der 25-Jährige verbüßt hier seine dritte Haftstrafe, sitzt für mehr als fünf Jahre wegen Drogenhandels ein.
"Es hat ganz klein angefangen: Ich habe mir die ersten 100 Gramm Gras geben lassen und das lief so gut, dass ich gesagt habe, ich hole mir auch was anderes dazu. Dann ging's weiter mit Crystal", so Angelo in der ZDF-Reportage, der laut Gericht bis zu 1000 Euro am Tag verdiente.
"Das schnelle Geld hat mich süchtig gemacht. Wenn man sieht, wie einfach man damit Geld verdienen kann, wie einfach das geht, ohne einen Berufsabschluss zu haben - das ist sehr verlockend." Für den Moment sei das toll gewesen, er habe sich unantastbar gefühlt. "Am Ende landest du hier und mit Schulden und allem anderen ... das lohnt sich nicht", sieht der 25-Jährige ein.
Nach seiner ersten Entlassung, Angelo ist da gerade volljährig, "hatte ich das Gefühl, etwas nachholen zu müssen. Und bin viel schlimmer geworden." Allerdings fehle ihm auch das Unrechtsbewusstsein. "Dass ich sage, ich habe etwas sooo Schlechtes getan. Die Leute waren mir dankbar, dass sie bei mir jeden Tag ihre zehn Gramm Gras nach der Arbeit gekauft haben. Und wenn ich nicht gewesen wäre, hätten sie es woanders geholt."
Gefängnisaufenthalt für Drogendealer Angelo "viel zu lasch"
Er gibt zu bedenken, dass Gefängnisaufenthalte der falsche Weg seien. Denn hier lerne er von Mithäftlingen alles in Sachen Drogenherstellung und -vertrieb, was er noch nicht wusste. "Du machst die Leute viel schlimmer, als sie reingekommen sind."
Während er ein Bild malt, sagt er: "Das ist doch kein Knast hier, das ist doch Jugendherberge. Das ist viel zu lasch. Knast müsste so sein, dass man drüber nachdenkt, nicht noch mal reinzukommen."
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