Klipphausen - "Warum müssen wir das erleiden und warum muss Anneli das erleiden?" Fragen, die sich Uwe Riße stellt. Vor neun Jahren verloren er und Frau Ramona die gemeinsame Tochter Anneli-Marie (†17) - entführt und ermordet von zwei Männern. Jetzt haben Familie und Freunde noch einmal über den sinnlosen Tod im August 2015 gesprochen.

"Sie war super lebensfroh, total happy mit ihren Freunden und in der Schule und hat uns mit ihrer neugierigen, ausgeglichenen Art total begeistert - ein klassischer Sonnenschein", beschreibt Anett Riße-Schulze ihre jüngere Schwester in der ZDF-True-Crime-Doku "Verbrechen!".

Anneli ist kein Zufallsopfer. Weil ihr Vater erfolgreicher Bauunternehmer im sächsischen Landkreis Meißen ist, wird sie zur Zielscheibe des arbeitslosen Kochs Markus B. und von Norbert K., einem Schrotthändler.

Es ist der 13. August 2015. An jenem Donnerstag schwingt sich Anneli am Abend auf ihr Fahrrad, um ihre tägliche Runde mit Familienhund Paula zu drehen. Kurz vor 20 Uhr klingelt das Handy ihres Vaters. Anneli steht zwar im Display, doch eine unbekannte Männerstimme ist am anderen Ende der Leitung. "Die Stimme offenbarte mir in gebrochenem Deutsch, dass sie Anneli festhalten."

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Kurzzeitig habe er an einen Scherz geglaubt. Aber die Art des Tonfalles bringt ihn schnell zur Überzeugung: "Es ist todernst."

Schnell gibt es eine Geldforderung in Höhe von mehr als 1,2 Millionen Euro. "Bei Nichtzahlung drohte man damit, das Kind nach Polen zu verbringen", erinnert sich Horst Kretzschmar von der Dresdner Polizei.

Uwe Riße beginnt, Annelis Gassirunde abzufahren. Und findet an einem Feldweg ihr Fahrrad mit dem angeleinten Hund. Heute steht hier eine Gedenktafel.

Auch durch eine DNA-Probe und einen wichtigen Zeugenhinweis kommen die Ermittler den Tätern schnell auf die Spur. Nur von Anneli gibt es wenige Tage nach der Entführung kein Lebenszeichen mehr. Ihre Familie ist aber guter Dinge, die 17-Jährige nach Erfüllung der Zahlungsaufforderung wieder in die Arme schließen zu können. "Aber man ließ uns keine Chance", sagt ihr Vater heute.

Bei der Befragung der Tatverdächtigen offenbaren diese schnell: Anneli lebt schon seit Freitag nicht mehr. Ihre Leiche finden Kriminalisten an einem unbewohnten Dreiseitenhof in Lampersdorf.

"Für uns brach eine Welt zusammen", erinnert sich Schwester Anett.

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Auch ihre Schulfreundinnen, darunter Jeanny Beyer, können die Nachricht zunächst nicht einordnen: "Ich bin natürlich erst mal zusammengebrochen, hab geschrien und konnte die Situation überhaupt nicht realisieren in dem Moment."

Am 29. August 2015 wird die ermordete Anneli beigesetzt. Sechs Männer tragen den Sarg zum Grab. "Sie hatte einen weißen Sarg mit einem Blumenstrauß drauf. Das ist nicht der Anlass, an dem ich sie ganz in Weiß mit einem Blumenstrauß sehen wollte", weint Anett.

Markus B. wird vom Landgericht Dresden zu lebenslanger Haft mit Feststellung der besonderen Schwere der Schuld verurteilt. Ebenfalls wegen Mordes erhält Norbert K. nur achteinhalb Jahre Freiheitsentzug - weil er nicht aktiv an der Tötung mitgewirkt habe, sondern "nur" nicht eingeschritten sei.

TV-Tipp: Die Doku "Verbrechen! True Crime mit Sarah Tacke - Der Entführungsfall Anneli-Marie Riße" zeigt das ZDF am Mittwoch (21. August) ab 23.15 Uhr. In der Mediathek seht Ihr den 45-minütigen Film schon jetzt.