Elaine kommt als Fachkraft nach Deutschland: In ihrer Heimat "werde ich vergewaltigt oder ausgeraubt"
Düsseldorf - 400.000 ausländische Arbeitskräfte bräuchte Deutschland laut Bundesagentur für Arbeit, um seinen Wohlstand beizubehalten - jährlich! Zwar gibt es viele Menschen, die zu uns kommen, um einer Tätigkeit nachzugehen. Die bürokratischen Hürden sind aber derart hoch, dass einige wieder Reißaus nehmen.
Zu denen, die es sich anders überlegen, gehört Elaine Barbosa (37) nicht. Die Brasilianerin hat vier Jahre Pflege in ihrer Heimat studiert und 14 Jahre Berufserfahrung, wie aus der ZDF-Doku "37°: Arbeitskräfte weltweit gesucht" hervorgeht. Nachdem sie zuletzt die Notaufnahme in einer Klinik in São Paulo geleitet hat, zieht es die 37-Jährige über den Großen Teich nach Deutschland.
"Ich hatte schon immer den Traum, ins Ausland zu gehen, nach Europa. Eigentlich hatte ich aber an Spanien oder Italien gedacht - allein schon wegen der Sprache", sagt Elaine, die ihren Mann und den achtjährigen Sohn Hugo zunächst zurücklässt.
In Brasilien sorgt sie sich zu sehr um ihre und die Sicherheit ihrer Familie: "Ich kann als Frau nicht allein morgens zur Arbeit gehen. Entweder werde ich vergewaltigt oder ausgeraubt." Oft wurde sie von Familienmitgliedern zur Bushaltestelle gebracht und von dort auch wieder abgeholt.
In der katholischen St.-Mauritius-Therapieklinik in Meerbusch bei Düsseldorf will sie nun als Krankenpflegerin arbeiten, nachdem sie ein Jahr intensiv die deutsche Sprache gelernt hat.
Um diesen Punkt zu erreichen, ist viel Zeit und Geld ins Land gegangen.
Arbeitskräfte weltweit gesucht: "Bei uns in Brasilien ist das längst alles digital"
Pflegedienstleiterin Barbara B. hat für Elaines Vermittlung etwa 10.000 Euro an eine deutsche Agentur gezahlt. Viel Geld, das sie aber als gut investiert ansieht. "Die ausländischen Pflegekräfte sind sehr wichtig, weil wir ohne diese Mitarbeiter den Klinikalltag gar nicht mehr gewährleisten können", erzählt sie in der ZDF-Doku.
Jeder dritte Beschäftigte hier kommt aus dem Ausland und Nationen, die über genügend Pflegepersonal verfügen - unter anderem Indien und Brasilien.
Bis Elaine aber einreisen durfte, musste sie ein Jahr und neun Monate warten. Eine Tortur. "In der Zeit springen viele ab, weil sie in andere Länder gehen", weiß Barbara B.
Elaine Barbosa freut sich, in Deutschland weniger mit Verwaltung beschäftigt zu sein als vielmehr mit dem Patienten arbeiten zu können. Sie wundert sich aber auch über die in Deutschland relativ neue Einführung der Digitalisierung der Patientendaten. "Bei uns in Brasilien ist das längst alles digital!"
Die "37°"-Folge "Arbeitskräfte weltweit gesucht" zeigt das ZDF am Dienstagabend (23. Juli, 22.15 Uhr). In der Mediathek ist sie schon jetzt abrufbar.
Titelfoto: ZDF/Marina Rosa Weigl