Wie ist das, Grundschul-Lehrerin mit MS zu sein? "Ohne Mittagsschlaf geht vieles nicht mehr"

Halle (Saale) - Diskriminierung und Unverständnis gehören für viele Menschen mit Behinderungen nach wie vor zum beruflichen Alltag. In der neuen Folge der MDR-Dokureihe "exactly" hat sich Schauspieler und Comedian Tan Caglar (44), der selbst auf einen Rollstuhl angewiesen ist, mit einigen Menschen unterhalten, die trotz ihrer Umstände ein möglichst normales Alltagsleben führen wollen.

Grundschullehrerin Elisabeth Blech (29) aus Halle (Saale) liebt ihren Job. Doch ihre Krankheit Multiple Sklerose beeinträchtigt sie sehr.  © MDR/ Jonas Juckeland

Unter anderem dabei: Grundschullehrerin Elisabeth Blech (29) aus Halle (Saale). Sie geht, wie viele andere aber nicht, offen mit ihrer Diagnose "Multiple Sklerose" (MS) um. Ihr Umfeld reagiert durchaus mit Verständnis und Unterstützung - doch es gibt natürlich Hürden.

"Also wenn ich das Signal gebe: 'Hey, geht nicht', dann wird das auch akzeptiert. Das finde ich auch super, aber das hat viel Dialog benötigt, bis es so weit war", berichtet die 29-Jährige.

Als sie von ihrer Erkrankung erfahren hat, befand sie sich noch mitten im Referendariat. Während des Unterrichts kam der erste Schub.

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"Ich muss ehrlich gestehen: Ich dachte, mein Leben ist vorbei. Ich habe jahrelang studiert, um Lehrer zu werden. Bekam dann die Diagnose MS und meine erste Frage an den Neurologen war: 'Kann ich das jetzt überhaupt noch machen?'"

Ja, kann sie. Doch Elisabeth hat aufgrund ihrer Erkrankung natürlich vergleichsweise viele Fehltage. Manchmal geht gar nichts. Die Lehrerin: "Ich bemerke, dass mir manchmal die Kraft fehlt. Ohne Mittagsschlaf geht vieles nicht mehr. Manchmal ist die Batterie einfach leer. Auch das gehört zu den unsichtbaren Dingen, die mich begleiten."

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Elisabeth Blech kann ihren Job an der Grundschule vielleicht bald nicht mehr machen

Für Rollstuhlfahrer können Treppen ein unüberwindbares Hindernis darstellen.  © Sven Hoppe/dpa

Obwohl sie größtenteils Verständnis erfährt, würde es auch Zweifler geben. "Es ist manchmal schwer, jemandem zu erklären, dass man nicht kommen kann, weil man müde ist. Dann bekommt man halt als Antwort: 'Na ja, ich bin auch manchmal müde.' Aber es ist halt eine ganz andere Art von Müdigkeit, die einen da heimsucht."

Noch kann Elisabeth ihren Job ausführen. Das könnte sich aber bald ändern. An ihrer derzeitigen Schule wird Barrierefreiheit nicht gerade großgeschrieben.

Die Stufen sind ein unüberwindbares Hindernis für jeden Rollstuhlfahrer wie Tan Caglar. Sollte die 29-Jährige aufgrund ihrer Krankheit selbst irgendwann auf einen Rollstuhl angewiesen sein, wird sie an ihrem derzeitigen Arbeitsplatz nicht weitermachen können.

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Die gesamte "exactly"-Folge "Diskriminierung am Arbeitsplatz - Wo bleibt die Chance für Menschen mit Behinderung?" könnt Ihr Euch schon jetzt in der Mediathek ansehen oder am 11. Dezember um 20.45 Uhr im MDR.

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