Wenn junge Menschen nicht ernst genommen werden: "Noch Windel tragen, aber große Fresse haben"

Leipzig/Halle (Saale) - Woran denkst Du beim Thema Altersdiskriminierung? An Menschen ab 50 oder älter, die auf beruflicher oder sozialer Ebene benachteiligt werden? So geht es laut einer Umfrage in der MDR-Doku "exactly" den meisten Menschen. Dabei steckt noch so viel mehr dahinter.

Hannes Kreschel (21) hat aufgrund seines Engagements in der Politik stark mit Altersdiskriminierung zu kämpfen.
Hannes Kreschel (21) hat aufgrund seines Engagements in der Politik stark mit Altersdiskriminierung zu kämpfen.  © MDR

Hannes Kreschel (21) engagiert sich unter anderem auf Instagram politisch. Mit der SPD kandidierte er dieses Jahr zum ersten Mal für den Stadtrat in Halle.

Er wird regelmäßig aufgrund seines Alters diskriminiert.

"Das Hauptding ist wirklich: 'Du bist jung, du hast noch nie was geleistet und deswegen hast du kein Recht, deine politische Meinung zu äußern'", erzählt er MDR-Reporterin Pauline Vestring.

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"Das ist schon richtig verachtend", ergänzt der Jura-Student.

Nicht nur Hannes hat das Problem. Vor allem junge Frauen sollen häufig im Alltag nicht ernst genommen zu werden.

In einer Straßenumfrage wird schnell klar: Beim Thema Altersdiskriminierung denken die Menschen - egal ob alt oder jung - zuerst an die unfaire Behandlung Älterer.

Hannes ärgert diese Ansicht: "Darf ich dieses Land nicht mitbestimmen, nur weil ich jetzt noch nicht 35 Jahre gearbeitet habe?"

MDR-"exactly": Damit haben junge Menschen zu kämpfen

Hannes aus Halle ist in der SPD. (Symbolbild)
Hannes aus Halle ist in der SPD. (Symbolbild)  © dpa/Bernd von Jutrczenka

Schenkt man einigen Kommentaren unter seinen Instagram-Beiträgen Glauben, könnte die Antwort erschreckenderweise tatsächlich "Ja" heißen.

"Super, noch eine Windel tragen, aber große Fresse haben" oder "Nichts im Leben geleistet, aber 'ne große Klappe!!!" sind nur einige der übergriffigen Kommentare.

Abgesehen davon stellt sich wohl nicht nur bei ihm immer wieder die Frage nach der Lebenserfahrung. Dass sich Hannes aufgrund seines Alters immer wieder aufs Neue beweisen muss, wird in der Doku schnell klar.

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"Es braucht aus meiner Sicht mehr Verständnis von beiden Seiten", findet Jakob aus Gotha. Der 22-Jährige engagiert sich neben seinem Vollzeitjob auch noch ehrenamtlich.

Zurück zu Hannes: Auch wenn er es nicht in den Stadtrat geschafft hat, möchte er sich auch weiterhin politisch engagieren. Von den verachtenden Kommentaren lässt er sich auf seiner Mission nicht abhalten.

Die gesamte MDR-"exactly"-Doku mit dem Titel "Diskriminiert: Jung und benachteiligt" könnt Ihr Euch in der Mediathek ansehen.

Titelfoto: Bildmontage: dpa/Bernd von Jutrczenka; MDR

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