Wilsdruff - Mit rund 100 Kilometern Fahrtstrecke ist die Buslinie 400 die längste Sachsens. Die Tour durch den halben Freistaat hat allerdings auch Nachteile - insbesondere für Passagiere, die nicht bis zur Endhaltestelle reisen.
Im erzgebirgischen Annaberg-Buchholz startend verläuft die knapp dreistündige und viermal täglich angebotene Fahrt unter anderem über Freiberg und Wilsdruff nach Dresden. Im Wilsdruffer Ortsteil Mohorn kommt es dabei zu einer Kuriosität.
Denn die hier bedienten vier Haltestellen werden in Richtung Dresden lediglich zum Aussteigen bedient. Einsteigen, um in die Landeshauptstadt zu kommen, darf man nicht.
Das will die ungläubige "Voss & Team"-Reporterin Henriette Fee Grützner (37) selbst testen und winkt an einer Mohorner Haltestelle den einfahrenden 400er-Bus zum Stoppen. Der Fahrer schüttelt schon während des Bremsvorgangs den Kopf, könne sie nicht zusteigen lassen, "weil das so geregelt ist". Fahrgäste seien deswegen aber nicht sauer, behauptet er.
Das ist aber nicht das einzige Problem. Denn auf der Rückfahrt ins Erzgebirge darf Grützner an derselben Haltestelle, an der sie nicht einsteigen durfte, nun nicht aussteigen.
"Kann man schwer erklären, fällt mir selbst schwer"
Problem: Die Linie 400 führt durch drei Landkreise und wurde von diesen ursprünglich auch finanziert. Nachdem der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge seine Finanzierung beendet hatte, wurden die besonderen Ein- und Ausstiegsregeln ins Leben gerufen.
Heißt: Fahrgäste aus dem nicht mehr an der Finanzierung beteiligten Landkreis haben die A-Karte. Obwohl es natürlich nicht mit Mehrkosten verbunden ist, Passagiere an einer Haltestelle, an der man ohnehin stoppt, einsteigen zu lassen.
Kati Kade spricht von "vereinzelten" Beschwerden aufgrund des Heckmecks. Die Leiterin des Verkehrs- und Ordnungsamts des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge sagt, dass die Problematik an den unterschiedlichen Tarifgebieten liegt.
"Wir gehören zum VVO-Tarifgebiet, das andere ist der Verbund von Mittelsachsen. Man müsste also einen anderen Tarif zahlen, wenn man bei uns im Landkreis einsteigt, und der Bus müsste dann zwei Tarifgeräte haben. Kann man schwer erklären, fällt mir selbst schwer", so Kade.
Gelöst werden könnte das Problem mit einem einheitlichen Tarif für die drei Landkreise und der Stadt Dresden. Bis das passiert, müssen die Busfahrer der Linie 400 Spielverderber spielen.
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