Kaputte Sofas neu verpackt an Kunden verkauft: Zockt Möbelkette ihre Käufer ab?

Leipzig - Wer kennt es nicht? Ist das alte Sofa durchgesessen und ein neues muss her, beginnt die abenteuerliche Suche nach dem perfekten Möbelstück. Günstige Angebote gibt es jede Menge, doch nicht überall wird Wert auf Qualität gelegt. Die MDR-Verbrauchersendung "Voss & Team" hat ein Unternehmen unter die Lupe genommen, bei dem es offenbar nur um eines geht: verkaufen – koste es, was es wolle!

Wer sich im Möbelhaus nach einem neuen Sofa umschaut, wird von den Verkäufern oft regelrecht belagert. Ziel: so viel verkaufen wie möglich. (Symbolbild)
Wer sich im Möbelhaus nach einem neuen Sofa umschaut, wird von den Verkäufern oft regelrecht belagert. Ziel: so viel verkaufen wie möglich. (Symbolbild)  © 123RF/jackf

Das Möbelhaus "Seats and Sofas" ist derzeit aus der TV-Werbung kaum mehr wegzudenken, wirbt mit dem Slogan "Heute kaufen, heute Abend sitzen". In Deutschland hat die holländische Kette 17 Filialen. Doch um die Zufriedenheit der Kunden geht es den Verkäufern dort offenbar weniger.

Die MDR-Reporter haben mit einer Betroffenen aus dem Stuttgarter Raum über ihre Erfahrungen gesprochen. Sie hatte ein Sofa in einer Filiale in Waiblingen gekauft, doch als dieses nach fünf Monaten bei ihr eintraf, ließ die Qualität mehr als deutlich zu wünschen übrig.

Wenige Tage später wollte sie es in dem Möbelhaus reklamieren, doch von der überschwänglichen Freundlichkeit der Mitarbeiter beim Verkaufsgespräch war nicht mehr viel übrig – im Gegenteil.

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Ein Umtausch war nicht möglich, man wollte sie nur schnellstmöglich loswerden, berichtete die Frau im Gespräch mit den Reportern. "Sie werden nur so lange als Kunde behandelt, solange sie noch nicht unterschrieben haben, danach sind sie nichts mehr", so ihr hartes Urteil.

Einer der "Voss & Team"-Reporter wollte herausfinden, wie die Verkäufer tatsächlich vorgehen und bewarb sich undercover bei einer Filiale in Leipzig. Das Vorstellungsgespräch filmte er mit versteckter Kamera.

"Seats and Sofas"-Mitarbeiter sollen Kunden anlügen

Sven Voss (47) und sein Team gehen den Verkaufsstrategien des Möbelhauses "Seats and Sofas" auf den Grund – mit erschreckendem Ergebnis.
Sven Voss (47) und sein Team gehen den Verkaufsstrategien des Möbelhauses "Seats and Sofas" auf den Grund – mit erschreckendem Ergebnis.  © MDR/Martin Jehnichen

Schnell wurde klar, dass es tatsächlich nur um das Verkaufen der Polstermöbel geht. "Der Kunde muss kaufen, du musst sehr überzeugend sein, den Kunden in Grund und Boden quatschen", so sein Gesprächspartner, der offenbar selbst Verkäufer ist. Der Kunde dürfe den Laden nicht ohne Sofa verlassen, soll mit Rabatten gelockt werden.

"Wichtig ist, dass alle Verkäufer zu Killern werden", erzählte er weiter. Nur mit dem Grundgehalt werden sie das sicher nicht, denn laut dem Mann verdienen Verkäufer gerade einmal 2000 Euro brutto. Zusätzlich gibt es ein teamgebundenes Provisionssystem.

Heißt: Erst, wenn das Wochenziel von 100.000 Euro verkaufter Ware erreicht sei, bekomme das Verkäufer-Team Provision. Er selbst hat in seinem dritten Monat im Unternehmen angeblich so 8000 Euro brutto verdient.

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Kein Wunder also, dass Kunden regelrecht zum Kauf genötigt bzw. mit allen Tricks bearbeitet werden. Das bestätigte den Reportern sogar eine ehemalige Mitarbeiterin von "Seats and Sofas" aus dem Südwesten der Republik. Sie und ihre Kollegen seien sogar angehalten worden, den Kunden ins Gesicht zu lügen.

Dass unzufriedene Käufer wütend auf der Matte gestanden haben, sei an der Tagesordnung gewesen. Und sie hatten oft Recht mit ihren Beschwerden wegen mangelnder Qualität. "Oft wurden uns total kaputte Sofas geliefert. Die wurden nochmal neu verpackt und den Kunden verkauft", so die erschreckende Aussage.

Welche Erfahrungen eine weitere Reporterin mit dem Unternehmen gemacht hat und wie sich Betroffene, denen trotz mangelnder Qualität nicht geholfen wurde, wehren können, erfahrt Ihr in der ganzen Folge von "Voss & Team". Ratsam scheint auf jeden Fall, sich nicht von jedem Rabatt-Versprechen locken zu lassen.

Titelfoto: Bildmontage: MDR/Martin Jehnichen, 123RF/jackf

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