"Voss & Team": An Krebs erkrankte Lehrerin muss um ihre Rente kämpfen

Dessau - Im Juli 2020 änderte sich auf einen Schlag das Leben von Ines Leibner. Ein sogenanntes Multiples Myelom, eine besonders aggressive Form des Knochenmarkkrebses, wurde bei ihr diagnostiziert. Die Sekundarschul-Lehrerin konnte nicht mehr arbeiten, beantragte Erwerbsminderungsrente. Was folgte, war ein monatelanger Kampf mit der Deutschen Rentenversicherung, der schließlich den Einsatz von "Voss & Team" erforderte.

Die Erwerbsminderungsrente soll Menschen davor schützen, im Falle einer Arbeitsunfähigkeit plötzlich ohne Einkommen dazustehen. Die an Krebs erkrankte Lehrerin Ines Leibner sollte diese jedoch nicht erhalten.
Die Erwerbsminderungsrente soll Menschen davor schützen, im Falle einer Arbeitsunfähigkeit plötzlich ohne Einkommen dazustehen. Die an Krebs erkrankte Lehrerin Ines Leibner sollte diese jedoch nicht erhalten.  © Julian Stratenschulte/dpa/dpa-tmn

Als Ines Leibner die Diagnose Knochenmarkkrebs erhielt, betrug ihre Lebenserwartung nach Einschätzung der Ärzte noch maximal fünf Jahre.

Die Lehrerin begann eine Chemotherapie, verlor dabei ihre Haare. Durch die Metastasen in ihrem Körper war ihr Becken schließlich so geschwächt, dass sie eine Gehhilfe benötigte.

Im November 2021 startete sie eine vierwöchige Reha, um ihre Arbeitsfähigkeit wiederherzustellen. Finanziert wurde diese von der Deutschen Rentenversicherung, wie es bei "Voss & Team" heißt. Während der Therapie stellte sich jedoch schnell heraus: Die Lehrerin wird nie wieder arbeiten gehen können, ist trotz aller Reha-Maßnahmen arbeitsunfähig.

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Die Ärzte rieten ihr, einen Antrag auf Erwerbsminderungsrente zu stellen. Angesichts ihrer Situation sollte dieser ihrer Einschätzung nach ohne Umstände bestätigt werden. Doch Ines Leibner musste warten, bis der Antrag bestätigt wurde.

Das Problem: Nur 72 Wochen lang kann man sich in Deutschland per Gesetz wegen ein und derselben Erkrankung krankschreiben lassen. Um Krankheitstage zu sparen, ging Ines Leibner wieder arbeiten. Trotz Chemotherapie, Gehhilfe und Konzentrationsschwächen unterrichtete sie wieder täglich sechs Stunden an der Dessauer Friedensschule. "Ich musste mit meinem Gepäck treppauf, treppab, musste dabei immer dieser Krücken benutzen. [...] Es geht eigentlich gar nicht."

Im April 2022, fünf Monate nach der Entlassung aus der Reha, bekam sie endlich eine Antwort von der Rentenversicherung. Ihr Antrag auf Erwerbsminderungsrente wurde abgelehnt.

Rentenversicherung erhielt Gutachten der Reha

Erst, als Moderator Sven Voss (46) und sein Team bei der Deutschen Rentenversicherung nachfragten, hieß es plötzlich, der Antrag werde doch bewilligt.
Erst, als Moderator Sven Voss (46) und sein Team bei der Deutschen Rentenversicherung nachfragten, hieß es plötzlich, der Antrag werde doch bewilligt.  © MDR/Martin Jehnichen

Das Argument der Deutschen Rentenversicherung: "Nach unserer Beurteilung können Sie noch mindestens 6 Stunden täglich unter den üblichen Bedingungen des allgemeinen Arbeitsmarktes erwerbstätig sein", heißt es in der Antwort.

Die Beurteilung stehe in klarem Gegensatz zum Reha-Entlassungsbericht, der der Versicherung vorliegt, schließlich hat diese sie veranlasst und bezahlt.

"Man hat mir bescheinigt, dass das Gutachten selbst von ihnen beauftragt worden war." Dieses habe sie eindeutig als "komplett arbeitsunfähig" ausgewiesen, so Ines Leibner. "Aber sie müssen sich nicht nach diesem Gutachten richten."

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Die Lehrerin legte Widerspruch gegen die Entscheidung ein. Doch bevor die Rentenversicherung reagierte, vergingen weitere sieben Monate. Eine Zeit, in der sie täglich, trotz schlimmer Schmerzen, Kinder unterrichtete.

Freunde rieten ihr schließlich, sich an "Voss und Team" zu wenden, die den Fall im November 2022 aufgriffen. Die Journalisten wendeten sich an die Versicherung. Zwei Tage später erhielten sie die Antwort, dass der Antrag inzwischen bewilligt wurde.

Entscheidung der Rentenversicherung laut Berater "nicht nachvollziehbar"

Ines Leibner ist inzwischen froh, die Hürde überwunden zu haben. Sie betonte jedoch auch, dass der Kampf ihrer Gesundheit stark geschadet habe - und nicht jeder in ihrer Situation die Kraft habe, ihn so lang zu fechten.
Ines Leibner ist inzwischen froh, die Hürde überwunden zu haben. Sie betonte jedoch auch, dass der Kampf ihrer Gesundheit stark geschadet habe - und nicht jeder in ihrer Situation die Kraft habe, ihn so lang zu fechten.  © Hauke-Christian Dittrich/dpa

Als Begründung, warum die Bewilligung so lang auf sich warten ließ, heißt es von der Versicherung, Ines Leibner habe ja noch ihren Beruf ausgeübt. Erst nachdem geklärt war, dass die Lehrerin arbeitsunfähig war, obwohl sie arbeiten ging, sei ihr Antrag bewilligt worden.

"Dieses Arbeitengehen hindert den Rentenanspruch nicht", erklärt dazu Rentenberater Christian Lindner. "Insofern ist es überhaupt nicht nachvollziehbar gewesen, warum die Rentenversicherung zu dieser Entscheidung kommen konnte."

Ines Leibner sei froh, dass sich die Angelegenheit inzwischen geklärt hat. Dabei betont sie jedoch auch, dass es ein langer Kampf war "und nicht jeder hat die Kraft, ihn so lang zu fechten."

Ihre Gesundheit habe stark darunter gelitten. "Ich kann's mir jetzt schon nicht mehr vorstellen, wie ich das überhaupt alles geschafft habe."

Titelfoto: Montage: Julian Stratenschulte/dpa/dpa-tmn + MDR/Martin Jehnichen

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