Leipzig - Bis zu einer Hälfte aller Deutschen fühlen sich gelegentlich einsam. Doch was, wenn das Gefühl überhandnimmt? Christopher kennt das, lebt jahrelang in kompletter sozialer Isolation. In der "exactly"-Doku "Verdammt einsam - Junge Erwachsene in Deutschland" erzählt er seine Geschichte.
Mit seinen Eltern zieht er früh nach Aschersleben, geht dort zur Schule, hat Freunde. Seine Welt ist in Ordnung.
Dann macht Christopher sein Hobby zum Beruf und zieht für die Arbeit nach England. Nach dem Brexit muss er wieder zurück nach Deutschland und genau dort fängt die Misere des Mediengestalters an.
Freunde und Familie haben Aschersleben längst verlassen. Als dann auch noch sein bester Kumpel und seine Mutter wegziehen, flüchtet er sich in eine Online-Welt.
"Ich hatte wirklich niemand anderen mehr gehabt." In dieser Phase steht für Christopher die Zeit still - vier Jahre lang.
Dann kommt sein Erwachen: "Irgendwann war ich so unglaublich frustriert darüber […], dass ich in so einem Loch wie Aschersleben verkomme."
Christopher fasst sich ein Herz, geht wieder unter Menschen, schreibt Bewerbungen und zieht später sogar nach Magdeburg. Es ist der Startschuss in ein neues Leben. "Seitdem gehts mir gut", berichtet er.
MDR-"exactly": Leipziger Tatortreiniger zeigt verheerende Ausmaße von Einsamkeit
Christopher hat es aus seiner Abwärtsspirale heraus geschafft. Viele andere befinden sich jedoch noch darin.
So zum Beispiel Mandy, die das Gefühl, allein zu sein, leider viel zu gut kennt. "Auch wenn man Kontakt zu Menschen hat, kann man ja trotzdem einsam sein."
Der Vergleich mit anderen Menschen setzt sie unter Druck.
Welche Ausmaße Einsamkeit annehmen kann, zeigt Tatortreiniger Thomas Kundt (46).
Dazu nimmt er das "exactly"-Team mit in eine Leipziger Wohnung. Verdreckt, heruntergekommen und zugemüllt: Die Zustände in den Räumen sind katastrophal.
"Hier hat ein junger Mann gelebt", erzählt er, "der hat sich vermutlich selbst aufgegeben."
Wo früher mehr ältere Personen von Einsamkeit betroffen waren, sei in den letzten Jahren eine Wendung geschehen.
"Es sind sehr viele junge Menschen, die sehr verwahrlost, sehr zurückgezogen leben", so Kundt.
Ein Berliner Start-up hat sich darauf spezialisiert, eben diesen Personen zu helfen. Der Krisenchat begleitet vor allem Kinder und Jugendliche über WhatsApp. Wer sich einsam fühlt, braucht nur eine Nachricht zu schreiben.
Streaming-Tipp: Die "exactly"-Doku könnt Ihr Euch bereits jetzt in der Mediathek ansehen oder am Mittwoch, um 21.15 Uhr, im MDR-Fernsehen.