ZDF-Drama: 11-Jähriger stürmt mit Waffe Bank, der Grund macht betroffen
Von Björn Strauss
Mainz/ZDF - Ein Junge stürmt eine Bank, die Waffe am Anschlag. Er schiebt der Kassiererin einen kindlich hingekritzelten Brief rüber: "Überfall! Geben Sie mir alles Geld heraus." Aber nicht das Geld ist ihm wichtig - im Gegenteil!
Mit dieser Szene beginnt das ZDF-Fernsehdrama. Es folgt die Rückblende, die intensiv beschreibt, warum der Junge tut, was er tut. Bis zum Ende des Films wird die packende Wahrheit ans Licht kommen. "Das Versprechen" - so der Film-Titel - lastet auf dem Jungen...
Doch zurück zum Anfang: Der elfjährige Bendix lebt mit seinem Vater zusammen, die Mutter ist vor Jahren verstorben. Zufällig lernt er die 16-jährige Jule kennen, die von sich selbst sagt, sie sei halt "Psycho".
Durch diese Begegnung lernt Bendix die Krankheit seines Vaters besser zu verstehen. Der Vater ist an Depression erkrankt.
Als Bendix schließlich zu einer Pflegefamilie soll, empfindet er das als "Verrat" an seinem Vater und in ihm wächst der ungeheuerliche Plan des Überfalls.
"Das Versprechen" sorgt fast für Katastrophe
Die Themen Depression und Jugendpsychiatrie aus der Perspektive zweier Teenies ist ein außergewöhnlich intensives Projekt.
Mit Beate Langmaack (63, "Polizeiruf 110", "Tatort", Bella Block"), den Erfolgs-Produzenten und Moderator Hubertus Meyer-Burckhardt (64, "3 nach 9", NDR) und Christoph Bicker (55, "Stubbe"), dem renommierten Prof. Dr. Michael Schulte-Markwort (64) und dem Regisseur Till Endemann (45) "kam ein vertrauenswürdiges Team mit diesem Ansinnen auf das ZDF zu", so der Sender.
Und dieses Team hat einen hervorragenden Film gemacht.
"Das Versprechen" hat der Kleine seinem Vater gegenüber gegeben, in seiner Umsorgtheit und Treue kam es nahezu zu einer Katastrophe.
Stigma "Psycho" und das damit verbundene gesellschaftliche Tabu
Den Filmemachern geht's darum, "mit dieser Geschichte Verständnis für psychische Erkrankungen und für Therapiemöglichkeiten zu wecken". Das gelingt!
Die Figuren sind gut gezeichnet - auch wenn es dramaturgisch ein wenig holpert in kleinen Sequenzen. Etwa, wenn der Vater sehr schnell einen Therapie-Platz bekommt, obwohl Wartezeiten von bis sechs Monaten derzeit keine Seltenheit sind in Deutschland.
Es ist kein "pädagogischer" Film. Es ist eine kluge Beschreibung durch die beiden jungen Hauptdarsteller - die den Film so eindringlich machen, etwa, wenn Ella Morgen derart hysterisch-laut herumschreit, dass man sich die Ohren zuhalten will. Man denkt sofort an den Film "Systemsprenger" mit der 12-jährigen Helena Zengel.
Aber auch der Junge (Mika Tritto) spielt außergewöhnlich gefühlvoll-optimistisch. Man nimmt ihm sein Anliegen ohne Umschweife ab. Was will er eigentlich? Er will unbedingt ins Gefängnis, um keinen Verrat am Vater zu begehen, indem er zu einer Pflegefamilie ginge, und seinen Vater so quasi gegen einen "gesunden eintausche".
Die beiden beeindruckenden jungen Darsteller Mika Tritto und Ella Morgen spielen die Erwachsenen fast an die Wand! Das ist kein Wettkampf, sondern ein wunderbar schöner ZDF-Film, fast schon Kino!
TV-Tipp: Unbedingt vormerken. Am Montag, 26. April 2021, um 20.15 Uhr läuft "Das Versprechen" im ZDF.
Titelfoto: ZDF/Stephanie Kulbach