ZERV - Perfekte (Stasi-)Krimi-Serie über Wessis, die 1990 in die DDR strömten
Leipzig/Berlin - Und wieder eine Ossi-Wessi-Story, die kurz nach der Wende angesiedelt ist. Doch stopp, diese ist aller Ehren wert. Dem MDR gelingt, was das ZDF mit "Der Palast" richtig versemmelte: Es ist realistisch, es ist kriminell, und es ist auch mal witzig-unterhaltsam.
ZERV zeigt, was kurz nach der Wende mit der Wessi-Invasion auch kam: Besser-Wessi-Tum, Arroganz, Waffenschiebung, Stasi-Akten-Berge und Schicksale.
Die MDR-Produktion ist sehr gelungen. Schaut man als Westdeutscher zu, läuft dem ein oder anderen sicher mal ein Peinlichkeitsschauer über den Rücken. Denn Fabian Hinrichs (48) gibt den West-Schnösel so perfekt, dass es knirscht im DDR-Gebälk. Als Ossi erinnert man sich allzu gut: So war's wirklich...
Liebe Leser, bitte gestattet, dass hier die "Ossi-Wessi-Vokabeln" zuhauf stehen - denn darum geht's nun mal.
Als die Westdeutschen den Osten aufmischten, waren die Ostdeutschen noch längst nicht fertig mit ihrer "alten Heimat".
Herausgekommen sind ein "Krimi", der in Berlin spielt und einige Stasi-Passagen, ein bisschen Liebelei und erste Annäherungen der Ossis und Wessis bietet - eben eine Serie, die unterhaltsam und spannend ist - fast ein kleines Geschichtsbuch.
Die Dialoge der Figuren sind wunderbar gespickt mit Anspielungen, Vorurteilen, aber auch Erkenntnissen - ein rundes Zitate-Büchlein könnte man damit füllen.
Verbrechen kennt kein "Ost" und "West"
ZERV - ein Stoff, aus dem Komödien, aber auch Dramen sind
Geschichte per Krimi: Kurz nach der Wende entstand ein Vakuum, das Kriminelle aus West und Ost nutzten, um sich zu verbünden. "Vogelfrei" agieren sie gemeinsam. Daher musste in Berlin 1991 auf Beschluss der Bundesregierung die "ZERV" (Zentrale Ermittlungsstelle für Regierungs- und Vereinigungskriminalität) gegründet werden. ZERV sollte "aufräumen".
Die MDR-Dreharbeiten sind genau vor einem Jahr beendet worden, im Februar nun ist es so weit: Die Ausstrahlung steht bevor.
Die Hauptrollen spielen Nadja Uhl als Ossi (49, "Gegen die Angst") und Wessi Fabian Hinrichs (48, "Tatort"). In weiteren Rollen sind dabei: Imogen Kogge (64, "Polizeiruf 110"), Thorsten Merten (59, "Spreewald-Krimi"), Fritzi Haberlandt (46, "Krause"), Rainer Bock (67, "Solo für Weiss"), Peter Schneider (47, "Usedom-Krimi"), Max Hubacher (29, "Großstadtrevier") sowie Vanessa Loibl (36) u. v. a. m.
TV-Tipp: Der MDR will die deutsch-deutsche Zeitgeschichte weiterführend filmisch abbilden und sieht die neue Krimi-Reihe in der Tradition von z. B. "Weissensee". Das ist absolut gelungen! Die Serie läuft ab 22. Februar zur Primetime im Ersten. Auch wenn am Ende etwas "dicke" aufgetragen wird, wer das verpasst, verpasst was!
Titelfoto: ARD/W&B Television GmbH/Merav Maroody