Tatort stichelt gegen Corona-Leugner, doch wo waren die Masken?

Berlin - Passender hätte der Titel "Die Kalten und die Toten" beim Berliner Tatort kaum sein können. Kalt war nicht nur das Wetter, sondern alle Beteiligten: der Mörder, die Eltern, die Ermittler.

Nina Rubin (Meret Becker, 52, r.) und Robert Karow (Mark Waschke, 49) verhören die Tatverdächtige Julia (Milena Kaltenbach, 24, l.). Sie sind sich sicher, dass sie etwas mit dem Mord an der Studentin zu tun hat.
Nina Rubin (Meret Becker, 52, r.) und Robert Karow (Mark Waschke, 49) verhören die Tatverdächtige Julia (Milena Kaltenbach, 24, l.). Sie sind sich sicher, dass sie etwas mit dem Mord an der Studentin zu tun hat.  © Aki Pfeiffer/rbb/ARD Degeto/dpa

Beim vorletzten Auftritt von Meret Becker (52) liefen Nina Rubin und Robert Karow (gespielt von Mark Waschke, 49) noch einmal zu Höchstform auf. Während Karow weiter fleißig Sympathiepunkte sammelte ("Sie ist tot"), ging seine Kollegin mit ihren Psychospielchen zu weit. Leidtragende: die Eltern des Opfers.

Darum ging's:

Im kalten und schneebedeckten Berlin wird eine Frauenleiche entdeckt, das Gesicht völlig entstellt. Erst ein DNA-Abgleich bringt Gewissheit: Bei der Toten handelte es sich um Sophia Bader.

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Die bisexuelle Medizinstudentin genießt das Berliner Nachtleben, sucht über Dating-Apps nach flüchtigen Bekanntschaften und schnellem Sex - auch, um sich etwas Geld dazuzuverdienen.

Ihre konservativen Eltern wollen aber weder ihrem Sex-Leben ("Sophia schläft nicht mit irgendwelchen Leuten") Glauben schenken noch wahrhaben, dass es sich bei der Toten tatsächlich um ihre Tochter handelt.

Sie ignorieren die Horror-Nachricht: "Das kann nicht unsere Tochter sein." Selbst, als der DNA-Test traurige Gewissheit bringt, leugnen sie weiterhin ihren Tod. Schließlich kommt es zu einer Szene, die stark an Querdenker und Verschwörungstheoretiker erinnert.

"Das mit den DNA-Tests ist ja auch nicht sicher. Das ist wie mit den Corona-Tests", entgegnet der Vater. Die beiden Ermittler können kaum glauben, was sie da hören. "Ja, ganz genau", so der genervte Karow und dreht ab.

Psycho-Krimi überzeugt mit kühler Stimmung und kaltem Humor

Rubin und Karow versuchen, Doris Ziegler (Jule Böwe, 52, r.) ins Gewissen zu reden.
Rubin und Karow versuchen, Doris Ziegler (Jule Böwe, 52, r.) ins Gewissen zu reden.  © rbb/ARD Degeto/Aki Pfeiffer

Ein Argument, welches gern von den Corona-Kritikern genommen wird. Sie verdrehen wissenschaftliche Erkenntnisse oder reden den PCR-Test schlecht.

Den Twitter-Usern ist diese Sequenz natürlich nicht entgangen und sorgte für "Heiterkeit", aber auch für fragende Gesichter. Von Masken oder Abstand war nämlich Tatort-weit nichts zu sehen. Stattdessen gab es gleich mehrere gesellige Abende in einer Bar - inklusive Karaoke. Und das zu einer Zeit, als Deutschland noch mitten im Lockdown war.

Auch deshalb waren einige User verwirrt. Spielte der Tatort nun vor Corona oder nicht? Gedreht wurde den ganzen Februar über, da waren Bars und Restaurants von einer Wiedereröffnung noch weit entfernt.

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Doch trotz der Vermischung aus Aktualität und Fiktion hat sich das Einschalten gelohnt. Das sahen auch die Zuschauer so. Mit 9,01 Millionen Zuschauer (27,2 Prozent) reichte es mit Abstand für den Tagessieg. Der Psycho-Krimi überzeugte nicht nur wegen der kühlen Stimmung, der vulgären Ausdrucksweise und des trockenen Humors. Auch Neuzugang Tan Caglar (41) im Rollstuhl bringt frischen Wind.

Achtung, Spoiler:

Der Mörder ist aber schnell ausgemacht: Dennis Ziegler. Nicht weit von seiner Wohnung entfernt wurde die Leiche gefunden. Das Ekel-Paket gab zu, zusammen mit seiner Freundin Sex mit der Studentin gehabt zu haben. Seine Mutter war nach der Tat sogar noch die Wohnung putzen.

Sie hat bereits geahnt, dass er ihr nicht die ganze Wahrheit gesagt hat, tat aber dennoch alles, um ihren Sohn zu schützen - und das nicht zum ersten Mal. Auf dem Tisch stapelten sich die Akten. Beweisen konnten es Karow und Rubin aber nicht...

Titelfoto: Aki Pfeiffer/rbb/ARD Degeto/dpa

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