Schwerer Autounfall entpuppt sich als Mordversuch an Boerne!

Münster - Was passiert mit dem Menschen, wenn er stirbt? Diese von Theologen aller Epochen ausgiebig diskutierte Frage findet im neuen "Tatort" aus Münster, der Sonntag um 20.15 Uhr im Ersten läuft, eine Antwort. 

Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl, 60, li.) am Unfallort: Prof. Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers, 56, unten) hat es schlimm erwischt.
Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl, 60, li.) am Unfallort: Prof. Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers, 56, unten) hat es schlimm erwischt.  © WDR/Bavaria Fiction GmbH

Von gewissen Menschen landet die Seele zunächst im "Limbus" - einer Art Vorhölle. Ausgerechnet Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers, 56) wird dieses Schicksal zuteil. 

Gerade noch verabschiedet sich der wie üblich hochnäsige Professor für drei Monate in ein selbstgewähltes Autorenexil, um ein Buch über den Tod zu schreiben, schon findet er sich neben seinem eigenen Unfallort stehend wieder - verwundert, warum Kommissar Frank Thiele (Axel Prahl, 60) nicht auf seine Stimme reagiert. 

Eine wie Thiele aussehende Erscheinung macht ihm klar, dass der Unfall wesentlich schlimmer war, als zunächst ersichtlich: Boernes Körper ist tot, sein Geist gefangen in einer Zwischenwelt. Unterdessen lässt der Unfall dem echten Thiele keine Ruhe. Der Hauptkommissar will nicht glauben, dass Boerne ohne Fremdeinwirkung von der Fahrbahn abgekommen ist. 

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Zur selben Zeit taucht in der Rechtsmedizin Boernes Vertretung auf. Dr. Jens Jacoby (Hans Löw, 44) ist ein junger, charismatischer Kollege, der gerade frisch aus Brasilien zurückgekehrt ist. Prof. Boerne, der anscheinend imstande ist, das gesamte Geschehen als außerkörperliche Erfahrung wahrzunehmen - auch die teils harten Charakterurteile, die seine Kollegen über ihn fällen - weiß längst, dass er Opfer eines Mordversuchs wurde. 

Werden auch Thiele und Boernes tief erschütterte Assistentin Silke Haller (Christine Urspruch, 50) das erkennen, bevor es für Boerne kein Zurück mehr ins Hier und Jetzt gibt? 

Tatort Münster: Lohnt sich das Einschalten?

Im "Limbus" stößt Boerne auf Thiels verstorbene Assistentin Nadeshda Krusenstern (Friederike Kempter, 41).
Im "Limbus" stößt Boerne auf Thiels verstorbene Assistentin Nadeshda Krusenstern (Friederike Kempter, 41).  © WDR/Bavaria Fiction GmbH

Es stellt sich hier die ganz zentrale Frage an den Rezipienten, ob er ein Problem damit hat, wenn eine eigentlich klassische Krimi-Reihe plötzlich zum Geistertheater wird. Denn tatsächlich ist es so, dass man die Geschehnisse nicht mehr alle nur als Träume oder Einbildungen von Boerne interpretieren kann.

Wie in so manchem Horrorfilm nimmt der Rechtsmediziner aus dem Limbus heraus (zumindest minimalen) Einfluss auf das Geschehen. Ein extremer Bruch mit der bisherigen Realität des Krimis, gleichzeitig aber auch passend zur Ironie und teilweise nicht chronologischen Erzählweise der WDR-Produktion. Wahrscheinlich wird der nächste "Tatort" aus Münster die übernatürlichen Geschehnisse wieder komplett ignorieren.

Wenn man sich nicht an solcherlei Dingen stört, dann kann einen "Limbus" dennoch gut unterhalten. Hans Löw, der schon im Münchner Tatort vor vier Monaten besonders hervorstach, und Co. spielen auf hohem schauspielerischen Level. Humor und Charisma, da sind sich viele Tatort-Fans einig, werden sowieso bei kaum einem Ermittler-Team so groß geschrieben, wie bei den Münsteranern.

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Wer die katholischen Vorstellungen einer Vorhölle aber lieber nicht in seinen Tatort gemixt bekommen möchte, der sollte diese Woche besser aussetzten.

Titelfoto: WDR/Bavaria Fiction GmbH

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