"Tatort" aus München: Wer würde ein unschuldiges Kind erschlagen?
München - Es ist der Horror aller Eltern: Das Bett im Kinderzimmer ist plötzlich leer. Mit diesem Alptraum beginnt der neue "Tatort" aus München. Batic und Leitmayr müssen herausfinden, wer Emil getötet und in die Isar geworfen hat. Die Antwort - so viel sei vorweggenommen - ist ziemlich erschütternd.
Während ihr Mann noch sagt, der Junge sei bestimmt schon zur Schule gefahren - oder bei einem Freund -, schleicht Emils Mutter Judith (Laura Tonke, 46) längst ein mulmiges Gefühl in die Knochen.
Warum hat ihr Mann nicht mehr nachgeschaut, ob Emil (Ben Lehmann) wirklich im Bett liegt, als die beiden nachts von Freunden nach Hause kamen?
Warum hat ihr Sohn seine Sporttasche nicht mit in die Schule genommen, obwohl er Sportunterricht hat? Wo ist Emil?
Die traurige Antwort bringen im Fall "Lass den Mond am Himmel stehn", den das Erste heute 20.15 Uhr zeigt, die Kommissare Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl, 61) und Ivo Batic (Miroslav Nemec, 65): Der Junge ist tot.
Zurück bleiben eine schockierte Mutter, ein zwielichtig wirkender Stiefvater (Lenn Kudrjawizki, 44) und eine befreundete Familie mit vielen Geheimnissen.
"Tatort: Lass den Mond am Himmel stehn": Lohnt sich das Einschalten?
Wachtveitl und Nemec können auch in ihrer 84. (!) Darstellung von Leitmayr und Batic überzeugen. Der Bayrische Rundfunk und Regisseur Christopher Schier (49) wussten genau, wie sie das Ermittler-Duo inszenieren müssen.
Getragen wird die Story aber durch die beiden Familien rund um Emil und seinen besten, aber seltsamen Freund Basti (Tim Offerhaus). Wobei vor allem Laura Tonke als Emils Mutter und Hans Löw (43) als Bastis Vater schauspielerisch abliefern.
Der Einstieg nimmt den Zuschauer jedoch nicht sofort mit. Ein Kind ist gestorben und niemand zeigt eine angemessen verzweifelte Reaktion. Wie stark die Mutter von Emil unter Schock steht, wird erst nach und nach offenbart - alle anderen, so schlussfolgert man gezwungenermaßen, haben Dreck am Stecken.
Doch genau das wird von Regisseur Schier beabsichtigt gewesen sein. Denn tatsächlich spielt sich zwischen den beiden Familien weit mehr ab, als nur der Tod von Emil. Leider werden die Konflikte nur oberflächlich angerissen, man würde sich wünschen, der Krimi hätte mehr Zeit, um subtil, aber gründlich in die interfamiliären Gefilde einzutauchen.
Die Lösung des Falls geht dann plötzlich auch ziemlich schnell, zu einer Verhaftung kommt es jedoch nicht! Das Ende ist ein besonderes und doch etwas unrund. Trotzdem sollte man heute einschalten, weil neben einer guten Story auch höchste deutsche Schauspielschule, spannende musische Untermalung und aufregender Filmschnitt geboten werden.
Titelfoto: Bavaria Fiction GmbH/BR/Hendrik Heiden