35 Jahre Odenthal! Ulrike Folkert verrät, wann sie aufhören will

Ludwigshafen - Sie ist die dienstälteste "Tatort"-Ermittlerin, feiert am Sonntag mit ihrem 80. Fall ein besonderes Jubiläum. Im Interview mit TAG24 sprach Ulrike Folkerts (63) über die aktuellen Veränderungen in der Krimi-Reihe und ihre eigene Zukunft.

Ulrike Folkerts (63) hätte nie gedacht, dass sie so lange beim "Tatort" bleiben würde.
Ulrike Folkerts (63) hätte nie gedacht, dass sie so lange beim "Tatort" bleiben würde.  © IMAGO/Andre Poling

TAG24: Beim "Tatort" standen zuletzt viele Veränderungen an, auch in Ludwigshafen mussten zwei alteingesessene Kollegen gehen. Macht Ihnen das Sorgen?

Ulrike Folkerts: Natürlich hat die aktuelle Änderung gezeigt, dass auch der SWR mit dem Gedanken spielt, etwas zu verändern und den "Tatort" zu verjüngen.

Ich bin sehr dankbar, dass es jetzt so gelöst wurde, dass ich bleiben und in der Figur älter werden darf und als erfahrene Polizistin nun mit dem jungen Team arbeite. Natürlich steht und fällt alles mit der Quote. Da wir uns aber einer großen Beliebtheit erfreuen dürfen, sehe ich der Zukunft unseres Teams sehr zuversichtlich entgegen.

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Ich möchte das auch so lange machen, wie wir gute Bücher haben und wie man Lena Odenthal das zutraut. Sie ist ja auch noch lange nicht 67 Jahre, sodass man sagen könnte, die geht jetzt in Rente. Also ich bin nicht bereit zu gehen!

Zum 50. Fall mietete Folkerts eine Kneipe

TAG24: Wenn Sie an die vergangenen 79 Fälle denken: Gibt es da einen, der Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Folkerts: Da gibt es einige, die ich sehr gemocht und geschätzt habe. Angefangen mit "Die Zärtlichkeit des Monsters" von 1993. Aber auch "Der Wald steht schwarz und schweiget" oder "Lenas Tante". Unseren aktuellen Film von Martin Eigler mag ich ebenfalls sehr, weil er ein Thema aufmacht, das mir gar nicht so bewusst war. Also wie schnell man mit der Rechtssprechung in Deutschland in Schieflage gerät, wenn man nicht die Mittel hat, um sich zu verteidigen oder irgendwelche Strafzettel zu bezahlen.

Der Film war auch in Ludwigshafen auf dem Filmfest und wurde sehr gefeiert. Ich freue mich also auf den Sendetermin, habe mich schon mit vielen Freunden zum Schauen verabredet!

TAG24: Machen Sie das öfters?

Folkerts: Wenn ich Lust und Gelegenheit habe, schaue ich die Filme gern mit Freunden zusammen. Anlässlich des 50. Falls habe ich sogar eine ganze Kneipe gemietet. Diesmal sind wir rund 20 Leute und schauen daheim mit Beamer. Aber natürlich live um 20.15 Uhr!

Sie waren jahrelang ein Team: Odenthal und Mario Kopper (Andreas Hoppe, 64).
Sie waren jahrelang ein Team: Odenthal und Mario Kopper (Andreas Hoppe, 64).  © dpa/Stefan_Hesse

Folkerts gesteht: Sie fand ihrer eigenen "Tatorte" langweilig!

TAG24: Haben Sie je ans Aufhören gedacht?

Folkerts: Ja, die Phase gab es so nach zehn oder 15 Jahren mal. Ich hatte das Gefühl, die Kommissarin entwickelt sich nicht weiter. Auch die Fälle haben mich nicht interessiert, weil ich sie überhaupt nicht spannend fand. Dabei muss man beim Krimi doch mitfiebernd am Fernsehen sitzen, bangen und meinetwegen auch der Kommissarin beim Scheitern zusehen.

Aber damals war es einfach nur langweilig. Außerdem gab es komische Regeln. Lena durfte als Vorbild nicht trinken, sich nicht verlieben, weil es ihren Charakter schwächen würde, und Fehler durfte sie auch nicht machen. Also alles, was menschlich war. Allerdings hab ich damals nicht aufgehört, sondern mich mit den Verantwortlichen an den Tisch gesetzt und geredet.

Manchmal verfließen die Grenzen zwischen Schauspielerin und Charakter

In ihrem 80. Fall müssen sich Lena Odenthal (Folkerts, l.) und Johanna Stern (Lisa Bitter, 40) immer wieder gegen männliche Kollegen durchsetzen.
In ihrem 80. Fall müssen sich Lena Odenthal (Folkerts, l.) und Johanna Stern (Lisa Bitter, 40) immer wieder gegen männliche Kollegen durchsetzen.  © dpa/SWR

TAG24: Inwiefern hat Lena Odenthal schon auf Sie abgefärbt?

Folkerts: (Lacht) Es gibt so zwei, drei Situationen, in denen ich dachte, jetzt hat Lena Odenthal mich am Zipfel. Einmal saß ich nachts in Berlin in einem Café, als es plötzlich einen schweren Unfall an der Kreuzung gab.

Ich bin sofort losgerannt, hab der verunglückten Frau, die unter Schock stand, Anweisungen gegeben. Ich hab total intuitiv - wie in einem Drehbuch - reagiert und bin da rumgeflitzt, während alle anderen wie paralysiert waren.

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Da dachte ich, Lena hat auf mich abgefärbt, und das hat mich selbst überrascht. Ein anderes Mal habe ich während des Joggens am See einen Mann - vermutlich beim Filmen von am Strand spielenden Kindern - erwischt. Als ich ihn zur Rede gestellt habe, packte er sofort seine Sachen und ist geflohen.

TAG24: Das klingt, als würde verstärkt Ihr Gerechtigkeitssinn durchkommen?

Folkerts: Unbedingt! Ich würde mich inzwischen auch als couragiert handelnden Menschen bezeichnen, der auch in der U-Bahn schaut, wer da wen ärgert. Glücklicherweise kommt es aber nicht oft vor, dass ich mich aktiv einmischen muss.

Ulrike Folkerts denkt noch nicht ans Aufhören

Nur wenige Monate nach ihrem "Tatort"-Debüt im Jahr 1989 wurde die Schauspielerin für den Fernsehpreis Goldene Kamera nominiert.
Nur wenige Monate nach ihrem "Tatort"-Debüt im Jahr 1989 wurde die Schauspielerin für den Fernsehpreis Goldene Kamera nominiert.  © Imago/United Archives

TAG24: Haben Sie bereits die Schauspielrente im Blick?

Folkerts: Wenn es nach mir ginge, noch lange nicht. Ich habe auch wirklich schöne Kolleginnen als Vorbilder. Nicole Heesters ist beispielsweise Ü80, spielt nach wie vor Theater und dreht.

Auch Ursula Werner, mit der ich gearbeitet habe, ist so gut, in dem, was sie macht. Das hat mich wirklich beeindruckt. Und solange ich Texte auswendig lernen kann und eine Idee zu Charakteren habe, möchte ich wahnsinnig gern weiter spielen.

Das darf dann natürlich gern auch mal was anderes als Lena Odenthal sein, die irgendwann aufhören werden muss. Aber eigentlich will ich die nächsten 20 Jahre noch arbeiten!

Titelfoto: IMAGO/Andre Poling

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