Rasanter Bremen-"Tatort": Anschnallen, bitte!
Bremen - Quietschende Reifen noch und nöcher: Der neue Bremen-"Tatort" mit dem Titel "Donuts" (diesen Sonntag, 20.15 Uhr im Ersten) ist ein nächtlich-dunkles Drama mit grellen, bunten Lichtern, rasanten Stunts und schnellen Schnitten – mehr Popcorn-Kino für junges Publikum als klassischer Sonntagabendkrimi.
Bremerhaven ist einer der größten Pkw-Umschlaghäfen Europas. Riesige Frachter bringen und holen jedes Jahr bis zu zwei Millionen Autos. Doch aus einem dieser Wagen sickert Blut – ein Toter liegt im Kofferraum.
Für die Bremer Ermittlerin Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer, 34) und ihre Kollegen gerät ihr vierter Fall zu einem Auswärtsspiel. "Jein", antwortet BKA-Analystin Linda Selb (Luise Wolfram, 35) auf die Frage, ob die Bremer Polizei überhaupt zuständig sei. Denn: Der Überseehafen in Bremerhaven ist formal Bremer Stadtgebiet.
Spuren in der Mordsache führen das Ermittler-Duo zu den jungen Auto-Tunern Marie (Luisa Böse, 23) und Gheorghe (Adrian But, 24). Sie reißen sich heimlich Autos für nächtliche Rennen unter die Nägel. Nur ist diesmal der gestohlene Wagen eine Nummer zu heiß für sie. Vor allem Marie ist ein Ass am Steuer. Sie lässt die Boliden mit qualmenden Reifen im Kreis schlittern. "Donuts" heißt dieses Manöver im Slang – und das weiß ausgerechnet Profilerin Selb. Sie wird bald nach Brüssel abberufen und kommt nur noch in Videotelefonaten vor – genauso wie der dänische Kollege Mads Andersen (Dar Salim, 45).
Liv Moormann ist in ihrer Heimatstadt Bremerhaven weitgehend auf sich gestellt. Immerhin wird sie dort als Eigengewächs akzeptiert. Zur Seite steht ihr der örtliche Kollege Robert Petersen (Patrick Güldenberg, 44), mit dem sie schon früher zusammen Dienst geschoben hat.
Bremer "Tatort": Lohnt sich das Einschalten?
Jein, wie Ermittlerin Linda Selb sagen würde. Stimmig erscheint an dem rasant inszenierten Action-Krimi im Stile der Auto-Proll-Saga "The Fast and the Furious" auf jeden Fall die Optik: aufregende Verfolgungsjagden, Scheinwerfer-Blitzlichter, rasend schnelle Schnitte. Und auch des "Tatort"-Regisseurs liebstes Spielzeug – die Kameradrohne – kommt alles andere als zu kurz.
Beim erst vierten Fall für das Team von der Weser geht's erzählerisch abseits der Rennstrecke deutlich gemächlicher zu.
Mit angezogener Handbremse werden lang und breit das Privatleben und die zerrütteten Familienverhältnisse von Kommissarin Moormann beleuchtet, während die anderen Bremer Ermittler als Quasi-Statisten auf der Strecke bleiben.
Titelfoto: Radio Bremen / Jörg Landsberg