Neuer Odenthal-"Tatort": Getrieben vom inneren Schmerz
Ludwigshafen - Ein toter Mann am Rheinufer, der an einem Herzinfarkt starb, ist eigentlich kein Grund für eine Mordermittlung. Lena Odenthal (Ulrike Folkerts, 62) und ihre Kollegin Johanna Stern (Lisa Bitter, 40) ermitteln trotzdem im "Tatort: Avatar", der am heutigen Sonntag um 20.15 Uhr im Ersten läuft. Denn jemand hatte dem Mann kurz vor dessen Tod eine Ladung Pfefferspray ins Gesicht gesprüht.
Auf dem Video einer Überwachungskamera, die an einer nahe gelegenen Wetterstation montiert ist, findet sich eine potenzielle Zeugin. Julia da Borg (Bernadette Heerwagen, 46) war zum Tatzeitpunkt am Rheinufer.
Im ersten Gespräch mit Odenthal erzählt sie, dass sie den Mann noch nie gesehen habe und ihr am Tatort nichts aufgefallen sei.
Die Kommissarinnen behalten sie dennoch im Blick. Sie finden heraus, dass die Verdächtige über verschiedene Datingplattformen mit Unbekannten chattet. Doch dabei sucht da Borg nicht die große Liebe oder das schnelle Vergnügen.
Von einem inneren Schmerz getrieben verfolgt die Frau im Netz ein ganz anderes Ziel. Und dann taucht auch noch ein zweiter Toter auf. Es wird nicht die letzte Leiche in diesem Fall sein.
Lohnt sich das Einschalten?
Ja, denn drei Handlungsstränge, die erst nach und nach zusammenfinden, machen diesen "Tatort" tatsächlich bis zum Ende spannend. Das Dranbleiben lohnt sich auf jeden Fall.
Der Krimi greift eine aktuelle Thematik auf, die uns in naher Zukunft, wenn nicht schon jetzt, alle betreffen wird: "Wir leben in einer digitalisierten Welt, in der sich Menschen in einem virtuellen Raum verlieren und menschliche Bindungen sich aufzulösen drohen", erklärt Regisseur Miguel Alexandre (55) dem SWR.
"Manipulation im Internet und Künstliche Intelligenz befinden sich auf dem Vormarsch und lassen die Grenze zwischen Lüge und Wahrheit verschwimmen." Davor müsse man warnen. "Unser Anliegen war es, emotional und packend zu erzählen."
Und das gelingt auch, nicht zuletzt wegen Bernadette Heerwagen. Sie spielt die Rolle der Julia da Borg so eindrucksvoll, dass man ihren Schmerz nachempfinden kann.
Titelfoto: SWR/Christian Koch