Mörderische Schatzsuche: "Tatort" trifft Richard Wagner
Ludwigshafen - Es ist ein ungewöhnlicher "Tatort", mit dem die diesjährige Saison startet. Die dienstälteste Kommissarin Odenthal bekommt es mit einer Horde von skurrilen Schatzsuchern zu tun, und auch ihre Kollegin Stern scheint der Anziehungskraft des Goldes nicht widerstehen zu können.
Zwei Schüsse hallen durch die dunkle Nacht, wenig später meldet Hilde Wolter ihren Sohn Boris bei der Polizei als vermisst.
Schnell müssen Lena Odenthal (Ulrike Folkerts, 62) und Johanna Stern (Lisa Bitter, 39) akzeptieren, dass der an Epilepsie leidende Banker mit einer Vorliebe fürs Mittelalter höchstwahrscheinlich nicht mehr unter den Lebenden weilt. Schuld an seinem Tod ist der Fluch des sagenumwobenen Nibelungenschatzes!
"Dem Fluch entfliehet niemand", murmelt Museumsdirektor Albert Dürr (Heino Ferch, 60), nachdem Stern ihm im Rahmen der Ermittlungen einen Besuch abgestattet hat. Der kauzige Experte macht sich im neuen "Tatort: Gold", den das Erste am Sonntag um 20.15 Uhr zeigt, genauso verdächtig wie Wolters Ex-Frau Melania (Pheline Roggan, 42) oder die finanziell in Schwierigkeiten steckende Winzerin Susanne Bartholomae (Ulrike C. Tscharre, 51).
Doch wer hat den Banker tatsächlich auf dem Gewissen? Und wo steckt eigentlich seine Leiche? Immerhin taucht zwischendurch einer seiner Finger auf - inklusive wertvollem Anhängsel!
"Tatort": Lohnt sich das Einschalten?
Die letzten beiden Krimis aus Ludwigshafen waren definitiv spannender. Dafür sammelt der aktuelle "Tatort" Punkte mit der Besetzung der Nebenrollen.
Heino Ferch als geheimnisvoller Museums-Chef, der feldherrisch durch den Weinberg läuft und Hobby-Schatzsucher verjagt, ist eindeutig der Höhepunkt des 90-minütigen Films.
"Wir haben Heino gefragt, ob er auf diese doch etwas ungewöhnliche Rolle Lust hat", sagen Fred Breinersdorfer (76) und Katja Röder (47), die das Buch schrieben. "Er hat mit Esther Wenger (Die Regisseurin des Films, Anm. d. Red.) genau die bizarre Figur geformt, die wir uns vorgestellt haben. Verdächtig, schlau, geheimnisvoll und gefährlich."
Verehrer von Richard Wagner (1813-1883) kommen zudem voll auf ihre Kosten: In "Gold" wimmelt es von Anspielungen auf den "Ring des Nibelungen". Allein die Unterteilung des Krimis in die vier Abschnitte "Rheingold", "Die Walküre", "Siegfried" und "Götterdämmerung" ist eine Hommage an Wagners berühmte Oper.
Ebenso wie der singende Hotelchef René Schalles (ebenso grandios gespielt von André Eisermann, 55), der bei Ankunft der beiden Ermittlerinnen im beschaulichen Weinort Deidesheim voller Inbrunst eine Wagner-Arie aus dem Hotelfenster schmettert.
Leider nicht gelungen ist der Versuch, dem "Tatort" etwas Mystisches zu verleihen. Oft wirken diese Situationen stattdessen albern. Aber Heino Ferch reißt es nochmal raus!
Titelfoto: SWR/Benoît Linder