Junge entführt: Odenthal jagt den Stelzenmann
Ludwigshafen - Kindesentführung und vorsätzlicher Mord: Der Neujahrs-"Tatort" aus Ludwigshafen ist nichts für schwache Nerven.
Auf dem Weg zur Schule wird der neunjährige Paul (William Vonnemann) in ein dunkles Auto gezerrt. Die einzige Zeugin wird vom Täter kurzerhand überfahren, stirbt wenig später im Krankenhaus.
Im "Tatort: Der Stelzenmann", den das Erste am heutigen Neujahrstag um 20.15 Uhr zeigt, müssen Lena Odenthal (Ulrike Folkerts, 63) und Johanna Stern (Lisa Bitter, 40) einen Serientäter aufhalten - und mit einem ungeliebten Kollegen zusammenarbeiten.
Ausgerechnet Kurt Breising (Bernd Hölscher, 53), der Odenthal im letzten Fall suspendieren wollte, arbeitet nun mit dem Ermittler-Duo zusammen.
"Man sieht sich immer zweimal im Leben", frohlockt er, woraufhin die langjährige Kommissarin trocken erwidert: "Na, da haben wir das wenigstens hinter uns." Trotz aller Differenzen arbeiten sie zusammen - schließlich geht es um das Leben eines Kindes.
Lohnt sich das Einschalten am Neujahrsabend?
Ja! Regisseur Miguel Alexandre (56) inszeniert mit "Der Stelzenmann" seinen dritten Ludwigshafen-Krimi und liefert fast genau ein Jahr nach "Avatar" erneut einen spannenden Stoff ab.
Zunächst stehen Odenthal und Stern vor einem Rätsel. Denn dem Entführer von Paul geht es nicht ums Lösegeld.
Als die beiden Ermittlerinnen mit Swen (Samuel Benito, 24) ein früheres Opfer des Serientäters ausmachen können, wird der Fall nur verwirrender.
Denn der heute 18-Jährige erfuhr nie sexuellen Missbrauch, wurde nach elf Wochen plötzlich freigelassen. "Ich verstehe es nicht", sagt Stern, die versucht, an den jungen Mann heranzukommen, immer wieder verzweifelt. Doch Swen - völlig traumatisiert und paranoid - macht dicht.
Schauspieler Samuel Benito überzeugt auch im neuen "Tatort"
Darsteller Benito, der in diesem Jahr bereits überaus beeindruckend in der Miniserie "Zeit Verbrechen" - basierend auf dem gleichnamigen Podcast - fast 60 Minuten nonstop einen betrunkenen Teenie spielte (zu sehen auf RTL+), überzeugt auch diesmal mit seiner Darstellung.
Ein bis zur letzten Minute spannender, aber auch emotionaler und berührender "Tatort", der deutlich macht, wie stark sich Erlebtes in der Kindheit auf die Psyche des Menschen auswirkt - und ihn manchmal vom Opfer zum Täter werden lässt.
Titelfoto: SWR/Benoît Linder