Fans sauer über "Gendern" beim Tatort, aber Top-Quote!
Von Björn Strauss
Freiburg - Erbschleichen, Zwangsarbeiterinnen, gefrustete Jugendliche, Hochzeit unter Frauen - der "Tatort - Was wir erben" hat einmal mehr versucht, eine große Bandbreite hinzulegen. Solide gemacht, im Schnitt 5 Punkte auf der 10er Fan-Wertung. "Er hat sich bemüht...", stünde im Arbeitszeugnis. Aber es gibt eine "neue" Sache, die so manchen Fan umtreibt: das Gendern, das erstmals deutlich auffiel.
Die Story war geradlinig, man wurde nicht aufs Glatteis geführt, die Auflösung gerät simpel. Hervorragend gespielt von allen.
Herauszuheben ist Jenny Schilys (53, "Babylon Berlin", Tochter von Ex-Innenminister Otto Schily) kühle, großartige Leistung.
Im Schwarzwald wird ab sofort gegendert! Begriffe wie "Arbeiterinnen und Kolleginnen" wurden von den Schauspielern mit einer Pause ausgesprochen: Kolleg*innen, Arbeiter*innen - und zwar so deutlich, dass es den Tatort-Fans nicht entgangen ist.
Was man bei Wills und Illners Talkshows inzwischen als "normal" ansieht, ist im Tatort offenbar noch Stein des "*Innen"-Anstoßes. Manche Fans wähnten Tonausfälle, manche sind richtig sauer, einige mögen es...
Top-Quote für Tatort "Was wir erben"
- "Jetzt wird schon beim Tatort gegendert...🙈 Furchtbar...",
- "Sehr geil finde ich, dass konsequent gegendert oder die weibliche Form verwendet wurde.",
- "gendern und geduzt werden im Radio oder Geschäft. Beides schlechte, neumodische, nervige Entwicklungen"
... um nur einige Meinungen zu nennen, die in den sozialen Medien zum Thema Gendern geschrieben wurden.
Zugegeben, man muss sich (wohl noch) daran gewöhnen.
Unabhängig vom stockenden Sprachgebrauch der Suffixe - die Quote konnte sich sehen lassen. Klar, die Corona-bedingte Ausgangssperre bringt es mit sich, dass der Fernseher öfter an ist als üblich.
Aber mit fast 28,7 Prozent aller Zuschauer und in konkreten Zahlen 9,86 Millionen (!) ist ein sehr guter Wert für den gestrigen "Tatort" zu verzeichnen.
Titelfoto: SWR/Benoît Linder