Erinnerungen an "Basic Instinct": So ist der neue Stuttgart-Tatort!
Stuttgart - Eine mörderische Firmenfeier, eine schwäbische Sharon Stone und ein (gar nicht mal so) eindeutiger Videobeweis: Mit ihrem neuesten Fall legen die Stuttgarter Ermittler Lannert (Richy Müller, 66) und Bootz (Felix Klare, 43) einen doch recht langatmigen Start ins neue "Tatort"-Jahr hin.
In "Tatort: Videobeweis" (20.15 Uhr im Ersten) hat die Weihnachtsfeier einer Versicherung (Karaoke und fade Bürowitze inklusive) tödliche Folgen für einen Mitarbeiter, der über eine Balustrade in die Tiefe stürzt.
Ein Unglück? Oder ein Verbrechen? Das gilt es für Lannert und Bootz in ziemlich zähen 90 Minuten herauszufinden.
Der Titel der Folge ist Programm im neuen Krimi-Kapitel der württembergischen Kommissare: Denn das Duo stößt trotz des fehlenden Opfer-Handys auf ein verwackeltes Video, das der spätere Tote an seinem letzten Abend aufgenommen hat.
Es zeigt seine Kollegin (Ursina Lardi, 51) beim firmeninternen Schäferstündchen mit ihrem Vorgesetzten (Oliver Wnuk, 45).
Das Video, das in diesem "Tatort" in gefühlter Dauerschleife gezeigt wird, lässt eigentlich keine Fragen offen - und wirft doch so viele auf. Denn die Szene kann auch ganz unterschiedlich interpretieren werden, wenn man mit anderen Augen auf den Clip schaut.
Ist das, was man sieht, einvernehmlich? Oder eine Vergewaltigung? Sieht man immer nur das, was man sehen will? Fest steht: Einer von beiden, die selbstbewusste Mitarbeiterin im Karriere-Aufwind oder der irrlichternde Chef, muss den Mord begangen haben. Denn beide hätten ein Motiv.
Lohnt sich das Einschalten?
Eher weniger. Die Frage der Glaubwürdigkeit des mutmaßlichen Opfers einer möglichen Vergewaltigung kann einen überaus spannenden bieten, voll von Emotion, Aufklärung und Brisanz (Stichwort #MeToo).
Aber der Neujahrs-"Tatort" kann sich nicht so recht entscheiden, ob er die Ermittler zum Fahndungserfolg im Mordfall führen oder den Konflikt mit gebührender Tiefe behandeln soll.
Und so pendelt der Film etwas unentschieden hin und her, streut noch ein wenig Lannert-Liebeskummer hinein und bietet wenig inspirierte Dialoge in schwäbischem Akzent.
Ausgefallen ist dagegen die Idee, mögliche Versionen der mörderischen Momente jener Firmenfeier nicht nur zu beschreiben, sondern in gespielten Szenen zu zeigen.
Und auffallend: Regisseur Rudi Gauls Hommage an den Erotik-Thriller "Basic Instinct" (1992) mit Sharon Stone (63): das bisexuelle vermeintliche Opfer in engem weißen Rolli beim Verhör und der Eispickel als Tatwaffe, der zerschlagene Eisklumpen als Getränkekühler und der ermittelnde Kommissar im Gefühlstaumel.
Titelfoto: Benoît Linder/SWR /dpa