Drei Leichen und ein traumatisiertes Kind: Aufwühlender "Tatort" aus der Schweiz
Zürich - Große Emotionen und viel Spannung - das ist eigentlich ganz und gar nicht das Rezept des Schweizer "Tatorts". Am heutigen Sonntagabend (20.15 Uhr, Das Erste) geht's in "Blinder Fleck" jedoch tatsächlich an Puls und Herz.
Eine typische Familienszene: Auf dem Weg zum Tierarzt nörgelt ein Kind im Auto. Es muss mit Mami auf einem Waldweg nahe Zürich warten, weil Papi noch etwas erledigen will, dort einen Mann trifft. Dann fallen plötzlich drei Schüsse: Mutter, Vater und der andere Mann sind tot.
Als die Kommissarinnen Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher, 44) und Tessa Ott (Carole Schuler, 36) die Tür des Wagens öffnen, entdecken sie ein völlig verängstigtes Kind, äußerlich unversehrt.
Was die drei Toten verbindet, ist schnell klar: Das Paar Marco Tomic und Julie Perrier hat mit dem schmierigen Investor Joel Müller eine Software-Firma. Der zweite Tote war der Bankberater. Müller wollte das Unternehmen gegen den Willen seiner Partner verkaufen und hatte die Bank unter Druck gesetzt, Tomic den Kredit zu kündigen. Aber warum ein Treffen im Wald?
Bald decken die Kommissarinnen andere Verbindungen unter den Hauptfiguren auf - die reichen in den Bosnienkrieg in den 90er-Jahren zurück.
Kommissarin Grandjean hat hier oft den richtigen Riecher, schließlich war sie früher beim Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag, wo Kriegsverbrecher aus den Jugoslawienkriegen angeklagt waren.
"Tatort" aus Zürich: Lohnt sich das Einschalten?
Durchaus. Das Ungewöhnlichste an diesem Schweizer "Tatort" ist die neue Facette von Kommissarin Grandjean.
In der sonst so kühlen Ermittlerin brechen offenbar aufgestaute Muttergefühle durch. Sie vernachlässigt die Ermittlungen und weicht der kleinen Tochter der Erschossenen kaum von der Seite.
Für Emotionen sorgt auch die Darstellerin der Ella, Maura Landert. In ihrem Gesicht spielen sich Dramen ab.
"Maura Landert hat neben ihrem großen schauspielerischen Talent ein sehr ausdrucksstarkes Gesicht und unglaublich intensive Augen", sagte Regisseur Tobias Ineichen (59) begeistert.
Titelfoto: ARD Degeto/SRF/Sava Hlavacek