Das geht "Tatort"-Star Udo Wachtveitl gewaltig auf die Nerven
München - Einer der dienstältesten "Tatort"-Kommissare wendet sich gegen zwei von ihm beobachtete Trends bei dem populären ARD-Sonntagskrimi.
Zwei Dinge gingen ihm "gewaltig auf die Nerven", sagte der Schauspieler Udo Wachtveitl (64), der seit 1991 im Münchner "Tatort" Franz Leitmayr spielt, der Zeitschrift "TV Digital".
"Da ist einmal der Hang zum Belehren, sozusagen der "Tatort" als Volkserziehung qua Bildergeschichte. In diesen Filmen werden gesellschaftliche Themen nicht verhandelt, sondern es wird doziert - und die Charaktere sind ähnlich eng schematisiert wie beim Kasperletheater."
Und dann gebe es noch "Trübsinnskitsch". Damit meint Wachtveitl: "Schlechte Laune als Qualitätsausweis, als Pose, gern bebildert mit entsättigten, dunklen Farben, der aber die Tiefe des klassischen Film Noir fehlt."
Das Menschenbild sei "ebenso klischiert wie bei Rosamunde Pilcher - nur eben dunkel". "Trübsinn wird hier mit Tiefsinn verwechselt."
Der Münchner "Tatort" erlaubt sich an Weihnachten (am zweiten Feiertag, 26.12.) ein Experiment - "eine Hommage an Agatha Christie". Die Kommissare Wachtveitl und sein Kollege, der Schauspieler Miroslav Nemec (68), gehen als britische Ermittler auf Mörderjagd - im Jahr 1922.
Besonderer Münchner "Tatort" zu Weihnachten: "Hommage an Agatha Christie"
Wachtveitl betont dazu: "Dass wir - Redaktion, Autor, Regie und Schauspieler - uns nach über 90 Episoden mal so einen Spaß erlauben, ist völlig in Ordnung. Man muss allerdings aufpassen, dass der "Tatort" insgesamt seinen Markenkern nicht verwässert".
"Das ausgewogene Verhältnis zwischen berechtigter Zuschauererwartung nach einer guten Krimigeschichte und Überraschung muss gewahrt bleiben."
Titelfoto: Tobias Hase/dpa