Alte "Tatort"-Szenen sollen verboten werden: Aus diesem Grund schaltet Schauspielerin Anwälte ein!
Hamburg - Der Tatort "Reifezeugnis" aus dem Jahr 1977 gehört zu den bekanntesten Krimis der deutschen Fernsehgeschichte - nun gibt es Ärger um die Episode. Schauspielerin Nastassja Kinski (63) will die weitere Ausstrahlung von Nacktszenen in dem Krimi verbieten lassen, weil sie bei den Dreharbeiten erst 15 Jahre alt war.
Das teilte die Anwaltskanzlei Schertz-Bergmann in Hamburg am Dienstag mit. Zuvor hatte "spiegel.de" darüber berichtet.
"Nastassja Kinski war damals faktisch ohne Begleitung am Set, als die Szenen gedreht wurden", erläuterte ihr Anwalt Christian Schertz im "Spiegel"-Artikel. Eine rechtswirksame Einwilligung als Minderjährige sei damit "denklogisch ausgeschlossen" gewesen.
Unabhängig davon habe er im Namen von Frau Kinski für die Zukunft eine Einwilligung widerrufen. Damit richtet er sich an den Norddeutschen Rundfunk (NDR), der die Rechte an dem Film hat, der unter der Regie von Wolfgang Petersen (1941-2022) entstand.
Eine NDR-Sprecherin teilte dazu mit: "Zur Anfrage von Frau Kinski wird der NDR sich fristgerecht verhalten."
Weiter erläuterte der Sender auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur: "Der NDR hat seit der Anfrage von Frau Kinski geprüft, ob der Film im NDR oder in anderen Landesrundfunkanstalten zur Ausstrahlung vorgesehen ist und auf welchen Plattformen er aktuell angeboten wird. Eine Ausstrahlung in der ARD ist bis auf Weiteres nicht vorgesehen.
Der NDR sei "im Gespräch mit Lizenznehmern, um den Film bis zur Klärung des Sachverhalts auch von Streamingplattformen zu nehmen". Es finde eine juristische Prüfung statt sowie eine Abschätzung möglicher Folgewirkungen."
Tabubruch im Tatort "Reifezeugnis" sorgte 1977 für Topquoten
Kinski ist bereits zu Beginn des Films mit nackter Brust an einem See zu sehen. In dem oft wiederholten Kultkrimi spielte sie die 17 Jahre alte Schülerin Sina, die mit ihrem verheirateten Lehrer (dargestellt vom 2023 gestorbenen Christian Quadflieg, †78) eine Affäre hat. Tatsächlich war sie während der Dreharbeiten erst 15.
Der Tabubruch mit der Lehrer-Schülerin-Beziehung löste 1977 einen großen Wirbel aus und zog eine Topquote nach sich: Eine Sehbeteiligung von 67 Prozent bei der Erstausstrahlung ist überliefert. Damals wurde allerdings noch nach anderen Kriterien und vor allem nur in Westdeutschland gemessen.
Titelfoto: Felix Hörhager/dpa