"Stranger Things 4": Netflix-Erfolg kehrt mit langen und brutalen Folgen zurück

Los Angeles - Brutaler, länger, teurer - aber leider nicht besser! Am heutigen Freitag kehrt der Serien-Hit "Stranger Things" mit einer vierten Staffel auf Netflix zurück. Doch die neuen Folgen werden nicht jeden Fan des bisherigen 80er-Jahre- und Kleinstadt-Charms begeistern. Die TAG24-Kritik.

Max (Sadie Sink, 20, M.) wird von einer finsteren Kreatur gefoltert.
Max (Sadie Sink, 20, M.) wird von einer finsteren Kreatur gefoltert.  © Netflix

Sechs Monate ist es her, dass Elfie (Millie Bobby Brown, 18), Mike (Finn Wolfhard, 19), Steve (Joe Keery, 30) und Co. in der Mall von Hawkins gegen das Mindflayer-Moster aus dem Upside Down kämpften.

Inzwischen leben nicht mehr alle aus der Gruppe in der US-amerikanischen Kleinstadt. Joyce Byers (Winona Ryder, 50) ist nach den vielen traumatischen Erlebnissen mit ihren beiden Söhnen und Elfie weggezogen.

Doch die Kinder - vor allem Elfie, die ihre Superkräfte verloren hat - haben damit zu kämpfen, sich in ihrem neuen Zuhause einzuleben. Auch der weiter in Hawkins lebenden Teil der Clique ist längst kein eingeschweißtes Team mehr.

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Während Lucas (Caleb McLaughlin, 20) sich immer mehr von seinem nerdigen Freunden distanziert, kann Max (Sadie Sink, 20) den Tod ihres verhassten Bruders immer noch nicht verarbeiten.

Doch schon bald müssen alle feststellen, dass der Horror aus dem Upside Down immer noch nicht geschlagen ist. Ein neues, furchteinflößendes Wesen aus der anderen Dimension versetzt Hakwins erneut in Angst und Schrecken.

Es gibt allerdings auch gute Nachrichten: Hopper (David Harbour, 47) lebt! Joyce macht sich zusammen mit dem etwas durchgeknallten, aber genialen Murray Bauman (Brett Gelman, 45) auf die Suche nach Elfies Adoptiv-Papa.

Der deutsche Trailer zur vierten Staffel von "Stranger Things"

Die vierte Staffel von Stranger Things" stößt in neue Dimensionen vor

Wie immer stecken die abenteuerlustigen Freunde auch in der vierten Staffel in Schwierigkeiten.
Wie immer stecken die abenteuerlustigen Freunde auch in der vierten Staffel in Schwierigkeiten.  © Netflix

In zunächst sieben neuen Folgen kehrt die Serie der Duffer-Brüder nun zurück. Die Folgen haben es dabei in sich: Mit einer Laufzeit von 63 Minuten ist die vierte Episode der Staffel die kürzeste! Die Siebte erreicht mit 98 Minuten bereits Spielfilmlänge. Noch krasser soll es in der neunten Folge werden, die am 1. Juli erscheint. Das Staffelfinale soll unglaubliche 2,5 Stunden lang sein!

Auch die angeblichen 30 Millionen US-Dollar (umgerechnet rund 28 Millionen Euro) Produktionskosten pro Folge sprengen alle bisher gekannten Dimensionen. Doch wie so häufig bedeutet länger und teurer leider nicht automatisch spannender und besser. Denn "Stranger Things" entfernt sich in der vierten Staffel von dem, was die Serie einst ausmachte.

Zwar ist es gut und mit der Zeit auch unumgänglich, dass sich eine Geschichte weiterentwickelt, doch in der Netflix-Serie passiert dies auf Kosten des Charmes der früheren Folgen. Das Setting ist ein komplett neues und man bekommt als Zuschauer mitunter das Gefühl, dass es sich um eine völlig neue Serie handelt.

Der Original-Teaser zu "Stranger Things 4"

"Stranger Things" entfernt sich von Altbekanntem

In der vierten Staffel lernen die Kinder aus Hawkins mehr über die Vergangenheit.
In der vierten Staffel lernen die Kinder aus Hawkins mehr über die Vergangenheit.  © Netflix

Denn das kleinstädtische 80er-Jahre Feeling ist in der neuen Staffel quasi nicht mehr vorhanden. Im Minutentakt werden zu Beginn neue Figuren eingeführt, ohne dass sich wirklich Zeit genommen wird, diese dem Publikum in angemessenem Maße vorzustellen.

Das stellt eine gewisse Distanz zwischen Zuschauer und Serie her - die Freude, "gemeinsam" mit der heranwachsenden Freundestruppe Rätsel zu entschlüsseln und Abenteuer zu erleben, verschwindet.

Stattdessen ist "Stranger Things" nicht nur wegen der Kosten und der Laufzeit, sondern auch inhaltlich und optisch in die Sphären von Mammut-Projekten wie "Game of Thrones" vorgestoßen.

Zu dem eh schon gründlich verrührten Genre-Mix kommt nun noch mehr Action und ein neues Level an Horror hinzu. Auch gibt es immer mehr Handlungsstränge und -Orte und noch eine Extra-Portion CGI obendrauf.

Doch immerhin: die visuellen Komponenten der Serie sind ansprechend. Vecna - der neue Antagonist - ist eine abscheuliche Kreatur, die optisch herrlich angsteinflößend umgesetzt wurde.

Insgesamt sind die Horror-Elemente die stärksten Momente der neuen Folgen. Wem der Fokus bislang also zu sehr auf Coming-of-Age und Mystery lag und wer die bisherigen Monster zu eindimensional oder wenig furchteinflößend fand, der darf sich freuen!

Doch nicht nur visuell, sondern auch musikalisch überzeugt die vierte Staffel. Der Soundtrack greift das Thema der Serie perfekt auf. Einige musikalische Akzente sorgen für Gänsehaut.

Man kann also keinesfalls sagen, dass die neuen Folgen ein Reinfall sind, sie sind nur eben anders.

Was hat es mit dem neuen, fürchterlichen Wesen aus dem Upside Down auf sich?
Was hat es mit dem neuen, fürchterlichen Wesen aus dem Upside Down auf sich?  © Netflix

Wenn ein Publikum sich drei Staffeln lang an eine gewisse Atmosphäre gewöhnt, dann ist es ein schwieriges Unterfangen, in der vierten Staffel plötzlich das Tempo und den Ton der Serie derartig zu ändern.

"Stranger Things 4" erinnert inzwischen eher an Blockbuster-Kino, als an eine atmosphärische 80-er-Jahre-Hommage in Serienform (die es vor allem in der ersten Staffel war).

Dass es nicht immer gut ankommt, wenn Serien einen derartigen Wandel hinlegen, zeigte nicht zuletzt die finale Staffel von "Game of Thrones".

Doch dass die Rezeption der neuen Folgen durch die Fans von "Stranger Things" derart katastrophal ausfällt, damit ist nicht zu rechnen. Denn trotz der Veränderungen und einiger inhaltlicher Schwächen, ist die vierte Staffel (bisher) immer noch ein spannendes und kurzweiliges Serienerlebnis.

Titelfoto: Netflix

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