Eltern mit Kindern im Drogen-Hotspot: "Rauchwolke, durch die schon Sechsjährige gegangen sind"
Hamburg - Die Hansestadt gilt als einer der größten Drogen-Umschlagplätze Deutschlands. Über Containerschiffe kommt hier unter anderem tonnenweise Kokain an, dessen Entladung die Polizei zu selten verhindern kann. In Hamburg selbst werden diese und andere Betäubungsmittel dann teilweise öffentlich an belebten Plätzen konsumiert.
Butje Sass (85) hat die Schnauze voll. Der Rentner führte jahrzehntelang die Kneipe "Windstärke 11" am Hansaplatz, der immer mehr von Verruf gerät. Schon morgens um 10 Uhr vertreibt er in der aktuellen "stern TV"-Sendung potenzielle Junkies oder Dealer.
"Geh' bitte weiter, dort drüben rüber, aber nicht hier", sagt er einem. Und berichtet: "In den Straßen hier liegen sie vollgepengt und aus den Büschen holen sie die Sachen raus - da haben sie die gebunkert."
Von der Polizei erhalte er und sein Sohn, an den er das Lokal übergeben hat, "wenig Unterstützung. "Die sagen, dass wir das machen sollen. Wir sollen die wegjagen. Machen wir alles. Dann kommt die Polizei, nimmt sie mit, dann gucke ich raus und die sind wieder da - das ist doch sinnlos."
Sogar in den Toiletten der Kneipe hätten Dealer und Junkies ihre illegale Ware versteckt. "Wir haben selbst schon Drogen gefunden und gleich vernichtet", sagt der 85-Jährige. Mittlerweile müssen Gäste nach einem Kloschlüssel fragen.
Familienvater wegen Junkies in Angst um seine Kinder: "Das ist unhaltbar"
Ein weiterer Hotspot befindet sich an der S-Bahn-Station Holstenstraße im Stadtteil Altona. Auch hier wird offen von den Junkies konsumiert.
Manja (47) ist eine von ihnen. Mit 16 Jahren startete sie mit Drogen. Erst nahm sie Heroin, dann Koks, schließlich rauchte sie Steine. Damit meint sie kleine Crack-Kügelchen, die aufgrund ihres Aussehens in der Szene als "Stein" bezeichnet werden. Um die 50 Euro gibt sie dafür aus - Tag für Tag.
Sie richtet eine Ansprache in die Kamera: "Falls ihr das seht, meine Geschwister: Ich konsumiere regelmäßig, bin nicht stolz darauf, aber es geht nicht anders."
Im Umkreis der Holstenstraße gibt es mehrere Kitas und Schulen, vor denen teilweise ungeniert illegale Substanzen zu sich genommen werden.
"Ich habe erlebt, dass mir auf dem Weg zur S-Bahn-Station eine Rauchwolke entgegenkommt, durch die schon Sechsjährige gegangen sind. Das ist unhaltbar", sagt ein betroffener Familienvater, der viele Eltern kennt, die ihre Kinder auch nicht mehr auf naheliegende Spielplätze lassen, wo Junkies neben Klettergerüsten schlafen.
Die ganze "stern TV"-Folge gibt's bei RTL+.
Titelfoto: Bildmontage: Georg Wendt/dpa ; Bodo Marks/dpa