Russlanddeutsch und schwul? Berliner erlebt viel Hass: "Dort würde man dich umbringen!"

Berlin - In seinem erfolgreichsten Instagram-Reel machte sich der Berliner Daniel Heinz (29) über Klischees lustig, die ihm als Russlanddeutschen im Alltag entgegenschlagen. Der Clip ging viral, doch dem 29-Jährigen schlug auch viel Hass entgegen - vor allem aus der eigenen Community.

Ein Instagram-Reel über seine Identität als Russlanddeutscher ging viral: Daniel Heinz (29) aus Berlin.
Ein Instagram-Reel über seine Identität als Russlanddeutscher ging viral: Daniel Heinz (29) aus Berlin.  © ZDF/Jens Gyarmaty

Mehr als 570.000 Views erhielt das 2024 veröffentlichte "Ich bin Russlanddeutscher" bis heute bereits.

In rascher Szenenfolge bestätigt der Aktivist darin in ironischer Weise gängige Vorurteile wie: "Ich bin Russlanddeutscher, natürlich sitze ich am liebsten in der Hocke", "Natürlich habe ich früher die Klitschkos gefeiert" oder auch "Natürlich bin ich vor meiner Familie nicht geoutet".

In der neuen ZDF-Doku "37°Leben: Russlanddeutsche - zerrissene Communitys" führte Heinz weiter aus: "Viele Menschen verbinden Russlanddeutsche mit Alkohol oder Drogen, mit Kriminalität, betrachten uns als Putin-Freunde."

Gerade deshalb sei sein Video bei vielen Russlanddeutschen und anderen Migranten gut angekommen: "Leute haben mir gesagt: Schön auch mal eine Person wie dich zu sehen. Jemanden, der etwa homosexuell ist, und sich zugleich als Russlanddeutscher betrachtet."

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Doch genau diese Tatsache rief auch entgegengesetzte Reaktionen hervor. In "37°Leben" erinnerte sich Daniel Heinz: "Es gab auch einen Shitstorm. Nicht nur von der russisch-sprachigen Community, sehr stark auch von dort, weil der Algorithmus es den Leuten in die Timeline gespült hat."

Für seine sexuelle Orientierung und auch für seine solidarische Haltung der Ukraine gegenüber habe er sich "die widerlichsten Beleidigungen" anhören müssen. "Mir wurde gesagt, ich solle mal nach Russland gehen, da würde ich schon sehen, was man mit mir macht. Also mich umbringen oder sowas." Teilweise hätten solche Kommentare Tausende von Likes bekommen.

Die sogenannten Spätaussiedler: Verwickelte Stammbäume

Daniel Heinz schreibt aktuell an seiner Doktorarbeit.
Daniel Heinz schreibt aktuell an seiner Doktorarbeit.  © ZDF/Jens Gyarmaty

Für den Doktoranden ist es schmerzhaft zu erfahren, von Teilen der Community signalisiert zu bekommen: Du gehörst nicht dazu, du bist keiner von uns. Doch jede positive Rückmeldung bestärke ihn wiederum nicht aufzugeben, "genau das weiter zu tun".

Denn tatsächlich sind die Identitäten und Lebenswege der als Russlanddeutsche zusammengefassten Menschengruppe sehr viel vielfältiger, wie die ZDF-Doku am Beispiel mehrerer junger Menschen zeigt. "Fast alle Russlanddeutschen haben eine komplizierte Familiengeschichte", so Heinz.

Bei dem 29-Jährigen reicht der Stammbaum bis in die Ukraine, Kasachstan, Russland. Wie viele Kinder aus Familien der vor allem in den 1980er und 1990er Jahren nach Deutschland gekommenen 'Spätaussiedler' (Zuwanderer mit deutscher Abstammung) lebt Daniel Heinz in einem Spannungsfeld zwischen zwei Kulturen.

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Wie der Ukraine-Krieg die Situation in der russlanddeutschen Community noch einmal verschärft hat, ist nur eines der Themen, die in der Doku beleuchtet werden.

"37°Leben: Russlanddeutsche - zerrissene Communitys" läuft am Sonntag, 27. April, 9.03 Uhr im ZDF und ist schon jetzt in der ZDF-Mediathek im Stream verfügbar.

Titelfoto: ZDF/Jens Gyarmaty

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