RTL-Reporterin fühlt sich in Russland nicht mehr sicher: "Ich renne. Und zwar schnell"
Russland/Köln – Die Lage in der Ukraine ist weiterhin unübersichtlich. Journalisten auf der ganzen Welt versuchen die Lage zusammenzufassen und begeben sich damit in große Gefahr. RTL-Reporterin Charlotte Maihoff (39) berichtet aus Moskau, will Russland nun aber so schnell wie möglich verlassen.
Die 39-jährige RTL-Reporterin berichtet seit Beginn des Ukraine-Krieges aus Moskau. Seit einigen Jahren lebt sie dort mit ihrem Mann und pendelt hin und wieder nach Köln, um das Magazin "RTL aktuell" zu moderieren.
Jetzt aber will sie ihre Wahlheimat verlassen. Denn ein kürzlich verabschiedetes Gesetz bereitet der Journalistin große Sorge, da massive Strafen drohen könnten.
Bei Twitter meldete sich Maihoff am Freitag zu Wort und teilte einen Beitrag des Politikwissenschaftlers Gerhard Mangott (55). Er informierte dort über ein neues Gesetz, welches die Staatsduma, das Unterhaus der russischen Bundesversammlung, im Zuge des Krieges erlassen hatte – einstimmig.
Demnach hat die Duma eine Änderung im Strafgesetzbuch vorgenommen und darf ab sofort Personen verhaften, die unter anderem "falsche Informationen über die Militäroperation" veröffentlichen. Solch ein Verstoß kann mit bis zu 15 Jahren Haft bestraft werden.
Für die Journalistin Maihoff ist das ein Entschluss, auf dessen Basis sie ihren Korrespondenten-Job in Russland nicht weiter ausüben wolle.
"Moskau war sehr sicher. Dennoch nehme ich diese Meldung zum Anlass, das Land zu verlassen", lautete die Entscheidung der Reporterin.
RTL-Reporterin Maihoff fühlt sich in Russland nicht mehr sicher
Charlotte Maihoff: "Ich renne. Und zwar schnell, wenn es sein muss"
Sie bedankte sich für die vielen "Nachrichten, Danksagungen und Respektbekundungen", die sie in den vergangenen Tagen erreicht hatten. Ohne Unterlass hatte sie über die aktuelle Situation berichtet und damit großen Mut bewiesen.
Dennoch, und das schrieb auch Maihoff, würden die wahren Gefahren in der Ukraine lauern. Ihren Kolleginnen und Kollegen vor Ort sprach sie ihren Respekt aus.
Sie habe sich entschieden zu fliehen. Denn das Gesetz mache es ihr nun schwer, weiterhin objektiv über den Krieg zu berichten. Denn auch Medien in Russland ist es seit vergangener Woche verboten, in ihrer Berichterstattung Begriffe wie "Angriff", "Invasion" oder "Kriegserklärung" zu verwenden.
Es sind Begriffe, die jedoch der Wahrheit entsprechen und bei Verschweigen die aktuelle Lage verharmlosen. Moskau bezeichnet den Krieg nämlich lediglich als militärische "Sonderoperation". Eine unabhängige und objektive Berichterstattung ist damit nicht mehr gegeben.
Nun besteht bei Maihoff berechtigterweise ebenfalls die Angst, dass sie bereits Worte wie diese ausgesprochen habe und verhaftet werden könnte. Denn es steht der Gedanke im Raum, dass das Gesetz auch auf "vergangene Äußerungen" angewendet werden könnte.
"Ich renne. Und zwar schnell, wenn es sein muss", schrieb die Journalistin in den Kommentaren.
Titelfoto: RTL / Stefan Gregorowius