"Die Passion": Nach Kritik kündigt RTL unerwartet Überraschung an
Köln/Essen – Mit seinem neuen Format "Die Passion" hat RTL zahlreiche Reaktionen provoziert – von Verwunderung über Spott bis echte Rührung. Wer die Leidensgeschichte Jesu in der Privatfernsehen-Variante noch mal durchleben will, sollte sich mit Bleistift 2023 vormerken.
Jesus holt Currywurst, Thomas Gottschalk (71) hat die Haare kurz und fast drei Millionen schauen zu: Nach einer viel diskutierten Erstausgabe könnte das Jesus-Musical "Die Passion" von RTL im kommenden Jahr erneut inszeniert werden.
Entsprechende Überlegungen gebe es, erklärte der Sender am Tag nach der Premiere des TV-Experiments. "Die Passion" sei "auch für 2023 geplant", hieß es in einer Mitteilung. "Mit 'Die Passion' haben wir uns etwas getraut", erläuterte RTL-Geschäftsführer Henning Tewes. Und das Publikum habe das belohnt. Man prüfe nun "eine Beauftragung für das kommende Jahr".
Im Schnitt sahen 2,91 Millionen Menschen zu, wie Alexander Klaws (38) als Heiland durch das Essen der Jetztzeit streifte, an einer Imbissbude Brot und Currywurst für das Abendmahl holte und am Ende zum Tode verurteilt wurde.
"In der Zielgruppe der 14- bis 59-jährigen Zuschauer:innen erzielte "Die Passion" einen sehr guten Marktanteil von 14,6 Prozent (1,71 Mio.)", zeigte sich RTL danach zufrieden.
"Die Passion": Essener Bischof und Theologe sind gerührt
Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck (57), vor dessen Dom das Ganze veranstaltet wurde, zeigte sich jedenfalls zufrieden. "Das Ereignis berührt mich und ganz viele", erklärte er. Es sei der Versuch unternommen worden, die Geschichte der letzten Tage im Leben von Jesus Christus "wirklich im Heute zu erzählen".
Der bekannte Kirchenrechtler Thomas Schüller (61) sah das ähnlich. "Ich finde es gut, dass RTL zur Primetime Jesus Christus in der "Passion" zum Thema macht. Wer schafft das noch von den etablierten Kirchen?", sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
Einige Passagen hätten ihn wirklich berührt, etwa wie Schauspieler Henning Baum (49, "Der letzte Bulle") als Pontius Pilatus das qualvolle Sterben eines Gekreuzigten beschrieb. Das sei "Verkündigung pur" gewesen.
"Ich kann mir gut vorstellen, dass dieses Format eine zweite Chance verdient hat", sagte der Theologe, der an der Universität Münster das Institut für Kanonisches Recht leitet. Seine Idee: "Vielleicht mit Harald Schmidt als Sprecher."
Titelfoto: Rolf Vennenbernd/dpa