Tierfilmer Andreas Kieling über den Wolf: "Wir sind da sehr empfindlich"
Leipzig - Er hat bereits mit einem Bären ein Bad genommen und den Biss einer Schwarzen Mamba überlebt: Andreas Kieling (65) ist als Dokumentarfilmer den Tieren so nah wie kaum ein anderer. Zu Gast im "Riverboat" wurde der Abenteurer nun zu unserem Umgang mit dem Wolf gefragt - und erklärte, was seiner Meinung nach das größte Problem an der Debatte ist.

Das Thema ist aktuell wieder hochpräsent, denn wie am Freitag bekannt wurde, will die neue Bundesregierung aus Union und SPD den Wolf zum Abschuss freigeben, hat dies sogar in ihrem Koalitionsvertrag festgesetzt. Das Ziel: ein besserer Schutz für Schafe, Ziegen und Pferde.
Tierschutzverbände wie beispielsweise der Naturschutzbund Nabu sehen darin eine Scheindebatte, die lediglich eine Problemlösung vortäuschen solle. "Eine Bejagung des Wolfes wird nichts daran ändern, dass Herdenschutz weiterhin notwendig sein wird", sagte Nabu-Sprecherin Katrin Jetzlsperger gegenüber der "Berliner Zeitung".
Und was sagt der Dokumentarfilmer? Genau das wollte Moderatorin Kim Fisher (55) herausfinden und konfrontierte Kiesling mit dem Vorstoß.
Für den Tierfilmer sollte der Abschuss eines Tieres immer die letzte Instanz sein. "Es gibt genug andere Möglichkeiten, da erfolgreich einzugreifen", sagte Kieling.
Andreas Kieling: "Der Anteil an Nutztieren, die der Wolf reißt, ist minimal"

Andreas Kieling zufolge sei der Wolf nach Deutschland zurückgekehrt, "weil wir ein sehr wildreiches Land sind. Wir haben sehr viele Hirsche, sehr viele Wildschweine, sehr viele Rehe, was eigentlich die Hauptbeute ist. Der Anteil an Nutztieren, die der Wolf reißt, ist minimal. Die liegt bei unter fünf Prozent."
Aktuellen Informationen nach liege die Zahl der in Deutschland lebenden Wölfe zwischen 1600 und über 2000. Gleichzeitig gibt auch er zu, dass der Wolf eben polarisiere und dies auch schon immer getan habe.
"Ich glaube, das größte Problem, was wir in Deutschland haben, ist, dass wir über fast zwei Jahrhunderte ohne Wölfe gelebt haben - und generell ohne große Beutegreifer. Wir haben uns davon entfernt", so Kieling.
"Wenn man jemanden in der Slowakei oder in Rumänien danach fragen würde, was sie davon halten, dass dort Bären und Wölfe leben, sagen die wahrscheinlich: 'Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es hier mal keine gab.' Und auch dort gibt es große Städte. Wir sind da sehr empfindlich."
Die aktuelle "Riverboat"-Folge mit Andreas Kieling und "Rückenpapst" Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer (72) gibt's als Video-on-Demand in der ARD-Mediathek.
Titelfoto: Montage: IMAGO/STAR-MEDIA + Christian Charisius/dpa