Silly-Sängerin Julia Neigel über ihre DDR-Shows: "Ich wollte erfahren: Wie ist es für euch?"
Leipzig - Zusammen mit City-Sänger Toni Krahl (74) leiht sie seit 2019 Silly ihre Stimme: Julia Neigel (58). Dabei existiert die Verbindung von Sängerin und Band bereits seit Jahren, wie die Musikerin nun zu Gast im "Riverboat" bestätigte - und sich dabei auch an ihre eigene Vergangenheit erinnerte.
Sängerin und Band sind sich bereits früh begegnet. "Ihr fandet euch auch gut, habt voneinander die Konzerte angeschaut", beschrieb "Riverboat"-Moderatorin Kim Fisher (55) die ersten gemeinsamen Shows, während Julia Neigel und Silly-Gitarrist Uwe Hassbecker (63) freudig zustimmten.
Im Sommer 1989 trat Neigel das erste Mal in der DDR auf, war damals Teil der "Rockpoeten"-Tour, die unter anderem in Leipzig, Suhl, Weimar und Karl-Marx-Stadt (dem heutigen Chemnitz) Halt machte. Nicht nur für die Menschen im Osten ein besonderes Ereignis. Neigel nutzte die Chance, um mit den Leuten in Kontakt zu kommen.
Während ihr zuvor gesagt wurde, dass sie nachts im Hotel bleiben solle, habe sie sich rausgeschlichen, mit den Leuten gesprochen und sogar mit ihnen in der Küche gesessen. "Ich hab's geliebt", erinnerte sie sich nun. "Ich war unglaublich neugierig. Ich durfte in der DDR auf Tour gehen, war blutjung. Die Leute wollten mit mir reden, wie es im Westen ist, und ich wollte erfahren: 'Wie ist es für euch?'"
Selbst während der Konzerte gab es Einschränkungen: Neigels Funkmikrofon wurde ihr abgenommen, um zu verhindern, dass sie mit den Fans auf Tuchfühlung geht. Neigel tat es trotzdem.
Silly gehen mit neuem Konzept auf "Elektroakustik"-Tour: Auftritte "in schicken Häusern"
Kritik an ihrem Verhalten habe es nie gegeben. "Ich habe dann irgendwann gesagt: 'Ihr könnt mich nicht festhalten'", so Julia Neigel.
Auch bei ihren Texten ließ sie sich nicht reinreden. "Da gab es ja auch anfängliche Versuche, die einzudampfen und bestimmte Stellen rauszunehmen. Da hab ich gesagt: 'Das geht gar nicht und wenn ihr das nicht wollt, dann geh ich einfach und sag das der Presse oder ihr lasst mich jetzt einfach frei sein.'"
Auch heute noch besäßen die Texte von Neigel und Silly eine unglaubliche Wirkungskraft, lobte Moderatorin Fisher das Schaffen ihrer Gäste.
Um diese Texte wieder mehr in den Vordergrund zu setzen, gehen Silly auf "Elektroakustik"-Tour. "Wir haben die Songs auf eine Art neu entstehen lassen, die die Inhalte viel näher bringt als mit dem Bombast, den wir sonst fahren", beschreibt Gitarrist und Violinist Uwe Hassbecker die Idee hinter der Tour. "Und wir dachten, dass es gut ist, damit auch in schicke Häuser zu gehen."
Passend dazu sind unter anderem Konzerte im Leipziger Gewandhaus und im Dresdner Kulturpalast geplant.
Die komplette "Riverboat"-Folge von Freitagabend ist in der MDR-Mediathek abrufbar.
Titelfoto: IMAGO / STAR-MEDIA