Schauspielerin Claudia Wenzel sorgt mit emotionaler Rede für Beifall: "Wir müssen ein Land werden!"
Leipzig - Eigentlich hätte Schauspielerin Claudia Wenzel (65) wohl allein dank ihrer Karriere genug Stoff, um gleich mehrere Bücher zu füllen. Statt jedoch über ihre Zeit vor der Kamera veröffentlicht sie nun zum 35. Jahrestag des Mauerfalls eine Autobiografie über ihr Leben in einem geteilten Deutschland und ihre Erfahrungen seit der Wiedervereinigung. Zu Gast im "Riverboat" sprach sie nun über ihr Buch - und sorgte dabei für jede Menge Beifall.
Bereits vor zehn Jahren fing Wenzel zusammen mit ihrem Mann Rüdiger Joswig (75) an, in Schulklassen zu gehen und Lesungen über ihre Zeit in der DDR zu halten, nachdem sie immer wieder bemerkt hatte, wie wenig junge Schauspieler über diese Zeit wissen.
"Als mich der Verlag [Droemer Knaur, Anm. d. Red.] vor anderthalb Jahren fragte, ob ich sowas wie eine Biografie machen könnte, da hab ich gesagt, ich möchte eigentlich nicht noch eine Schauspielbiografie schreiben, es gibt so viele tolle. Ich würde was schreiben von 30 Jahre Sozialismus und 35 Jahre Kapitalismus", erinnerte sich der ehemalige "In aller Freundschaft"-Star nun im "Riverboat".
Wenzels Familie lebte vor der Wende geteilt, der väterliche Teil im Westen, sie und der Rest der Familie im Osten in Lutherstadt Wittenberg. "Da wurde ich natürlich als Kind schon sehr früh mit dieser Thematik in Verbindung gebracht. Was für mich ja nie nachvollziehbar war: Ich konnte meine Oma in den Sommerferien nie besuchen."
Als Schauspielerin habe sie schließlich in den Westen reisen können, dort sogar ein Angebot erhalten, dieses aber abgelehnt.
"Ich bin dann mit dem Zug zurückgereist und als ich wieder in der DDR war, ging hinter mir alles zu. Es kam der Grenzposten und ich wusste, dass ich als junge Frau da nicht mehr hin kann. Das hat mich sehr geprägt, weil ich von da an anders über mein Land gedacht habe."
Claudia Wenzel: Das ist für sie das wichtigste nach dem Mauerfall
Claudia Wenzel nahm an den Montagsdemos in Leipzig teil. Den Tag des Mauerfalls bezeichnet sie heute als einen ihrer glücklichsten. "Das war für mich das Wichtigste, dass wir ein Land werden."
Über viele Jahre sei dies auch versucht worden. Als sie dann an ihrem Buch und den letzten Kapiteln saß, habe sie jedoch immer wieder über Menschen geschrieben, "die sagten, dass es doch nicht sein kann, dass wir im 35. Jahr des Mauerfalls immer noch über Ossi und Wessi reden. Über die, die im Osten so undankbar sind und die, die aus dem Westen nicht rüberfahren wollen, weil sie es nicht kennen. Wir müssen ein Land werden und wir müssen zusammenhalten. Das ist das Allerwichtigste", sagte die Schauspielerin und erhielt dafür lauten Beifall.
Was Claudia Wenzel noch für wichtig hält und welches traditionelle ostdeutsche Gericht sie den Moderatoren Kim Fisher und Joachim Llambi sowie den anderen Gästen mitgebracht hat, erfahrt Ihr im "Riverboat".
Die aktuelle Folge ist nun als Video-on-Demand in der ARD-Mediathek erhältlich.
Titelfoto: IMAGO / Bildagentur Monn