Riverboat: Gojko Mitic äußert sich zur "Indianer"-Debatte: "Wir können sie auch anders nennen!"

Leipzig - Der serbisch-deutsche Schauspieler Gojko Mitic (80) verkörperte in der DDR zahlreiche historische und fiktive Persönlichkeiten amerikanischer Ureinwohner. Im Riverboat berichtete er, wie ein einzelner Anruf sein komplettes Leben auf den Kopf stellte und was er zur Diskussion um den "Indianer"-Begriff zu sagen hat.

Gojko Mitic (80) verdiente sich als junger Studentin zunächst nur ein Taschengeld mit seinen zahlreichen Filmangeboten.
Gojko Mitic (80) verdiente sich als junger Studentin zunächst nur ein Taschengeld mit seinen zahlreichen Filmangeboten.  © Screenshot MDR Riverboat

Seit den 60er-Jahren hatte Mitic immer wieder kleinere und größere Auftritte im Fernsehen gehabt, seinen großen Auftritt als Häuptling Tokeiihto hatte er 1966 im DEFA-Westernfilm "Die Söhne der großen Bärin". Wie er zu der Rolle kam, war mehr oder weniger ein Zufall, wie der heute 80-Jährige Riverboat-Moderator Jörg Kachelmann (62) berichtete.

"Also ich habe schon vorher ein paar Indianerfilme mit Karl May in der Bundesrepublik gemacht, und die DEFA hat sich in den Kopf gesetzt, auch Indianerfilme zu machen. Die Bücher von Karl May waren für die Verfilmung bereits verkauft und so hat man überlegt, eigene Filme zu machen mit eigenen Geschichten und Büchern", erinnerte sich Mitic zurück.

Als damaliger Sportstudent bot sich für ihn durch die Filmangebote die Möglichkeit, etwas zusätzliches Geld zu verdienen.

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"Und eines Tages klingelte das Telefon bei mir. Ich hatte schon eingepackt und wollte eigentlich schon zur Tür raus und nahm dann aber dennoch ab. Es war die Sekretärin von Jugoslawia-Film, die sagte: Gott sei Dank, dass ich Sie erreiche. Sie müssen sofort zu uns kommen, bitte. Ich sagte: Ich muss sofort zum Ski fahren! Sie sagte: Bitte, bitte kommen Sie sofort zu uns, die DEFA ist hier und will Sie sprechen. Also bin ich hin", so Mitic über den ungewöhnlichen Anruf.

Mitic resümierte Karriere: "Wäre ich nicht ans Telefon gegangen, wäre ich heute nicht hier!"

Gojko Mitic spielte 1966 den Indianer-Häuptling Tokeiihto im DEFA-Film "Die Söhne der großen Bärin".
Gojko Mitic spielte 1966 den Indianer-Häuptling Tokeiihto im DEFA-Film "Die Söhne der großen Bärin".  © MDR/Icestorm/Waltraut Pathenheim

Da der damals 26-Jährige sowohl reiten konnte als auch der deutschen Sprache mächtig war, engagierten die Produzenten ihn sofort.

"Wäre ich nicht ans Telefon gegangen, wäre ich heute nicht hier. Ich habe auch viel bei diesem Film mithelfen können für die Umsetzung. Ich habe auch alle Stunts selbst gemacht, weil ich immer sagte: Ein Double macht das nicht so gut wie ich", blickte Mitic weiter zurück.

Die aktuelle Diskussion um die Bezeichnung "Indianer" kann Mitic übrigens nicht nachvollziehen. Der Begriff "Indianer" wird von einigen Angehörigen indigener Stämme als problematisch oder diskriminierend betrachtet, da dieser Name nicht von den Ureinwohnern selbst stammt - weiterhin wird es von einigen Parteien als kränkend angesehen, wenn sich zum Fasching oder Karneval als Indianer verkleidet wird.

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"Ich verstehe ehrlich nicht, wie man Indianer als Schimpfwort verstehen kann. Schon Karl May hat uns die Indianer näher gebracht. Er hat einen Apachen zu seinem Blutsbruder gemacht. Diese Menschen sind uns sympathisch. Gehen wir zurück in die Geschichte. Da hat man einen Kontinent entdeckt und dachte, man sei in Indien. Deshalb hat man die Menschen dort Indianer genannt. Aber es war Amerika", resümierte Mitic.

Dann lenkte er aber auch ein: "Wir können Sie vielleicht auch anders nennen: die wahren Amerikaner! Sie leben seit tausenden von Jahren dort."

Titelfoto: Screenshot MDR Riverboat

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