Nach Zerfall der Kelly Family - Jimmy Kelly über verrückte Zeit als Straßenmusiker: "Du bist völlig nackt"
Leipzig - Nach dem Ende der Kelly Family und dem Geschwisterstreit rund um das Erbe des Vaters musste sich Jimmy Kelly (53) jahrelang solo als Straßenmusiker über Wasser halten. Im "Riverboat" sprach er über das wohl prägendste Erlebnis dieser schwierigen Zeit.

"Ja, ich habe mich geschämt, aber ich war auch stolz", erzählte der 53-Jährige in der MDR-Talkshow. "Dann stehst du da, warst vorher auf großen Bühnen und mit Ende 40 bist du wieder allein. Da schämst du dich, das ist menschlich. Doch da musst du drüber hinwegkommen."
Diese Rückkehr zu seinen Wurzeln als Straßenmusiker sei damals "extrem therapeutisch" für ihn gewesen: "Du bist völlig nackt und gleich wie der andere." Ein Beispiel ganz genau dafür habe er 2008 in Leipzig erlebt, wie Jimmy weiter ausführte.
Damals hatte sich ein Mann im Business-Anzug zu ihm gestellt und ihm ganz allein zugehört, während er bitterlich geweint hatte. Als Jimmy ihn 15 Minuten später dann schließlich gefragt hatte, ob es ihm gut gehe, hatte er ihm seine Lebensgeschichte erzählt.
Am 3. Oktober 1990, dem Tag der Wiedervereinigung, hatte der Mann demnach dem Auftritt der Kelly Family in der Leipziger Innenstadt gelauscht - gemeinsam mit seinen zwei Töchtern und seiner Frau: "Es war ein riesiger Elan in der Stadt, und ihr spielt Lieder von Freiheit, Träumen und Liebe. Und wir waren so: Wow, jetzt können wir träumen und unser Leben so gestalten, wie wir wollen.'"

Jimmy Kelly: Straßenmusik war "extrem therapeutisch"
Rund 20 Jahre später war der Mann nun geschieden, hatte lange nicht mehr mit seiner Ex-Frau gesprochen und seine Töchter hatten inzwischen im Ausland gelebt. Und so hatten sich zwei einsame Männer gegenübergestanden.
"Ich habe mitempfunden und hatte das gleiche Gefühl", erinnerte sich Jimmy im "Riverboat" an diesen Moment. "Ich habe mein Leben auf die Kelly Family gesetzt: Einer für alle, alle für einen. Dieses Gespräch hat mir das Gefühl gegeben, in meinem Zerfall nicht allein zu sein. Das war extrem heilend für mich."
Die komplette "Riverboat"-Folge seht Ihr in der MDR-Mediathek.
Titelfoto: IMAGO / STAR-MEDIA