Kult-Band CITY macht Schluss: "Ich kann den Anblick nicht mehr ertragen"

Leipzig - Im Osten von Deutschland sind sie eine regelrechte Legende: Die Ostrock-Band CITY begeistert seit mittlerweile 50 Jahren die Menschen mit ihrer Musik. Nun startet bald ihre allerletzte Tour, bevor sie sich zur Ruhe setzt. Im MDR-"Riverboat" erzählen Fritz Puppel (77) und Toni Krahl (72), warum sie genau jetzt Schluss machen und was ihr verstorbener Bandkollege Klaus Selmke (†72) damit zu tun hat.

Die Kult-Band CITY geht in diesem Jahr auf ihre letzte Tour durch Deutschland – danach ist Schluss.
Die Kult-Band CITY geht in diesem Jahr auf ihre letzte Tour durch Deutschland – danach ist Schluss.  © Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa

Der gehörte zusammen mit Puppel zu den Gründungsmitgliedern der 1972 in Berlin entstandenen Band. Ihren 1977 erschienenen Hit "Am Fenster" kennen und feiern die Fans bis heute, auch weit über Deutschlands Grenzen hinaus.

"Ich glaube, ich spreche vielen im In- und Ausland aus dem Herzen, wenn ich sage, CITY hat das schönste, größte, beste und tollste Lied für mich erfunden. Ich habe immer gedacht, was Besseres wird's nicht mehr geben", schwärmt Moderator Jörg Kachelmann in der Freitagabend-Talkshow.

"Wir sind heute hier mit einem lachenden und einem weinenden Auge, denn Ihr dreht die letzte Runde. Warum? Warum? Warum soll es für uns alle vorbei sein?", will er voller Wehmut wissen.

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"Es reicht, wir haben es einfach satt", erzählt Krahl, der 1975 zur Band stieß. "Wir wollen uns selber in Erinnerung behalten, wie wir jetzt sind und nicht mit dem Rollator auf der Bühne." Außerdem solle sich das Publikum genauso an sie erinnern. Es gebe einfach viel zu viele, "die vergessen, aufzuhören".

Doch das Ende der Berliner Kult-Band hat auch einen traurigen Hintergrund: Schlagzeuger Klaus Selmke starb vor knapp zwei Jahren an Krebs. "In dem Sinne hat er uns die Entscheidung abgenommen", so Gitarrist Puppel.

Fünf Jahre lang habe er um sein Leben gekämpft, doch es habe auch immer mal Zeiten gegeben, in denen es ihm etwas besser ging. "Da haben wir gesagt: 'Klaus, was auch passiert, wir gehen gemeinsam über die Ziellinie 50 Jahre'."

Bis 2020 war die Band noch zu fünft (v.l.n.r.): Manfred Hennig (70), Fritz Puppel (77), Georgi Gogow (73), Toni Krahl (72) und Klaus Selmke (†72).
Bis 2020 war die Band noch zu fünft (v.l.n.r.): Manfred Hennig (70), Fritz Puppel (77), Georgi Gogow (73), Toni Krahl (72) und Klaus Selmke (†72).  © Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa

Klaus Selmke bleibt seinen CITY-Bandkollegen immer in Erinnerung

Selmke, hier während eines Auftritts im Jahr 2017, starb im Mai 2020 an Krebs und nun macht CITY in ihrem Jubiläumsjahr auch Schluss – aber erst nach der "Die letzte Runde"-Tour.
Selmke, hier während eines Auftritts im Jahr 2017, starb im Mai 2020 an Krebs und nun macht CITY in ihrem Jubiläumsjahr auch Schluss – aber erst nach der "Die letzte Runde"-Tour.  © Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa

Dieses Überschreiten der Zielmarke sei nicht gleichbedeutend mit Schluss gewesen. Doch eines Tages war es plötzlich vorbei. Er sei so ein wichtiger Bestandteil dieser Band gewesen, "dass wir uns gesagt haben, das ist eine Verpflichtung ihm gegenüber." Die Band wäre ohne Klaus schließlich nicht da, wo sie heute ist.

Sein Freund Puppel muss aber auch zugeben: "Ich kann den Anblick ohne ihn jetzt öfter auf der Bühne nicht mehr so ertragen." Dann sei noch die 16 Monate lange Pause durch Corona dazugekommen, da stand die Entscheidung schließlich fest.

Aller Trauer zum Trotz überwiegen natürlich die schönen Erinnerungen an die gemeinsame Zeit. "Er ist einfach so präsent, wenn wir zusammensitzen, fällt irgendwann das Thema Klaus", erzählt Krahl.

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Ständig habe er beispielsweise Dinge "verbummelt", so auch seinen Schlagzeug-Hocker.

Na und, dann trommelte Selmke eben auf dem Boden sitzend. Von heute auf morgen entschied er, nur noch barfuß laufen zu wollen – und Schlagzeug zu spielen.

"Er konnte einfach Dinge ignorieren, auch Schmerzen. Geht nicht, gibt's nicht – mit dem Kopf durch die Wand, wenn's geht." Und Puppel ergänzt: "Er war einfach ein sehr besonderer Mensch."

Es ist traurig, dass Klaus Selmke "Die letzte Runde" nicht mehr miterleben kann. Wer mehr über ihn und die Geschichte der Band erfahren möchte, kann sich die Doku "Der große CITY-Abend" in der MDR-Mediathek anschauen.

Titelfoto: Bildmontage: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa, Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa

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