Kretschmer mit fiesem Spruch gegen Riverboat-Moderatoren: "Ganz dünnes Eis!"
Leipzig - Die Bauernproteste, der Umgang mit der AfD und wütende Bürger vor seinem Wohnhaus: Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (48, CDU) hat sich am Freitagabend im Riverboat den Fragen der Moderatoren gestellt.
Kim Fisher (54) wollte zu Beginn der Sendung wissen, ob bei solch einem prall gefüllten Terminkalender der Besuch in der MDR-Talkshow eine Entspannung für ihn sei.
"Also entspannt ist es nicht, im Fernsehen zu sein – vor allen Dingen bei solchen Moderatoren", lachte das sächsische Oberhaupt.
Applaus aus dem Publikum sowie Reaktionen von Fisher ("Ganz dünnes Eis!") und Komikerin Ilka Bessin (52, "Ganz schön mutig!") folgten.
Es sei eine "spannende Aufgabe und ehrlich gesagt ist der Tag immer voll. Aber ich beschwere mich nicht, ich empfinde meine Arbeit auch nicht als etwas Belastendes, sondern total Bereicherndes."
Michael Kretschmer: "Das müssen wir tun, das sind wir diesem Land schuldig!"
Schnell wurde es ernst: Unter anderem wurde der aktuelle "Sachsen-Monitor" thematisiert. Der besagt unter anderem, dass immer mehr Menschen Demokratie als schlechte Regierungsform ansehen sowie das Vertrauen in Polizei, Gerichte und Parlamenten schwindet.
"Es hilft nur eins: Dass wir beweisen, dass dieser Rechtsstaat, der uns so viel Wohlstand gebracht hat seit 1990, das klärt", sagte Kretschmer vor der diesjährigen Landtagswahl am 1. September.
Wenn man das "parteitaktische Kleinklein" beiseite schiebt und zusammen Themen wie Migration oder Energie klärt, davon ist der CDU-Politiker überzeugt, komme das Vertrauen auch zurück.
Er wolle mit den demokratischen Parteien den Rechtspopulisten den Nährboden wegreißen. "Das müssen wir tun, das sind wir diesem Land schuldig!"
Kretschmer im Riverboat: "Man kann sich in der Demokratie das Volk nicht aussuchen"
Auch ging es um die Proteste der Bauern, denen Steuervergünstigungen (Subventionen) etwa beim Agrar-Diesel entzogen wurden, was zu bundesweiten Straßenblockaden der Landwirte führte.
Vorangegangen war ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts über das für nichtig erklärte Zweite Nachtragshaushaltsgesetz 2021. Rund 17 Milliarden Euro soll die Bundesregierung deshalb 2024 einsparen. Als Reaktion folgten die Bauernproteste.
"Ich bin ganz froh über die Aktivitäten der Bauern, weil sie damit die Gelegenheit geben, eine Volkesmeinung mal so präsent und so deutlich zu zeigen, dass Politik jetzt eigentlich gefordert ist, zu handeln, sich zu verändern", sagte Kretschmer.
Letzteres passiere gerade nicht. "Das ist eine riesige Enttäuschung und ich glaube auch ein Fehler. Man kann sich in der Demokratie das Volk nicht aussuchen. Es zu beschimpfen, dass man sich nicht erpressen lässt und das alles Falschfahrer sind, ist mit Sicherheit der falsche Weg."
Vielmehr solle man sich "zusammensetzen, reden und einen gemeinsamen Ausweg finden. Ich bin auf der Seite der Bauern!"
Titelfoto: IMAGO / STAR-MEDIA