Detlef Soost über seine dramatische Kindheit: Durch Popstars fand er eine zweite Familie
Berlin - Detlef Soost (52) hat sich als Tänzer und Choreograf einen Namen gemacht, wurde mit "Popstars" deutschlandweit bekannt und ist heute auch als Fitness- sowie Motivationstrainer unterwegs. Was vielen dabei im Verborgenen blieb: Der steilen Karriere ging eine Kindheit voller dramatischer Ereignisse voraus.
"Ich bin in meiner Kindheit durch die Hölle gegangen", wird er zu Gast im "Riverboat" zitiert. Seine Familie zerbrach demnach bereits in jungen Jahren, seine Mutter war manisch-depressiv.
Er selbst wuchs im Heim auf - und verlor währenddessen auch seine Mama. Begonnen habe die Tragödie bereits vor seiner Geburt, wie der Tänzer nun in der Talkrunde offenbarte.
Sein Vater war nicht der Mann seiner Mutter.
"Ich hab das natürlich erst viel später mitbekommen. Meine Mutter hatte eine Affäre mit einem Mann aus Ghana, wusste aber die gesamte Schwangerschaft über nicht, von wem jetzt das Kind sein mag. Da muss eine Menge Angst bei ihr mitgespielt haben", erinnert sich die "Popstars"-Legende. "Dann hat sie mich bekommen und Günther, der dachte, er wäre mein Vater und mir den Namen Detlef gegeben hat, hat mich auch noch zwei Monate lang gewickelt. Er hat das überhaupt nicht mitbekommen oder vielleicht war es vor seinem geistigen Auge auch keine Option."
Erst Detlefs Oma, die Mutter seines Vaters, habe die Wahrheit erkannt und sie ihrem Sohn offenbart. "Da ging das Drama dann los." Die Eltern ließen sich scheiden, zogen auseinander und Detlefs Mutter verfiel in eine schwere Depression.
Durch die Erkrankung sei Detlef in desolaten Verhältnissen aufgewachsen, habe mit vier Jahren einen Selbstmordversuch seiner Mutter erlebt und sie nach dem Kindergarten auf dem Boden liegend vorgefunden.
"Es war damals so, dass der Arzt sagte: 'Ja, wir konnten sie retten, aber aufgrund ihrer Erkrankung wird es immer wieder passieren", so der Motivationstrainer. "Und wenn sie dann mal diese manisch-depressiven Schübe hatte, hat sie mich auch nicht mehr erkannt. Sie ist mir hinterhergelaufen in der Wohnung, hat geschrien: 'Wo kommt der Junge her? Den Jungen hat der Teufel gebracht!'"
Bei einem dieser Vorfälle soll seine Mutter sogar eine Axt in der Hand gehabt haben.
"Thriller" brachte Detlef Soost zum Tanzen
Einen Tag nach seinem neunten Geburtstag kam Soost schließlich in ein Heim in Ostberlin, wo später der Grundstein für seine anschließende Karriere gelegt wurde. "Weil du Westfernsehen geschaut hast", warf Moderator Sebastian Fitzek (50) ein.
"Ja, wir durften ja in der DDR kein Westfernsehen gucken." Detlef und zwei seiner Freunde bekamen eines Tages jedoch mit, dass das ZDF ein 18-minütiges "Gruselvideo" eines Sängers ausstrahlen würde. "Das wollten wir unbedingt sehen!"
Das Trio schlich sich in den Gemeinschaftsraum, in dem sich der einzige Fernseher befand, spielte an den Antennen rum und wurde so Zeuge von Michael Jacksons "Thriller". "Das war für mich die Geburt meiner Tänzerkarriere."
Soost fing mit dem Tanzen an, lernte erste Moves und verdiente sich den Respekt seiner Mitschüler.
"Plötzlich habe ich gemerkt, was Anerkennung bedeutet. Das habe ich ja von meiner Mutter nie bekommen. Und da ist für mich auch dieser Antrieb entstanden, da Vollgas zu geben", so der 52-Jährige.
"Hallo Detlef, das hier ist keine Fanpost"
Soost wurde Choreograf für Sängerinnen wie Sarah Connor (42) und Jeanette Biedermann (42) und schließlich auch Juror der Castingshow "Popstars".
Damit jedoch nicht genug, denn durch die Show fand er auch eine zweite Familie.
"Meine Mutter ist ja gestorben, da war ich 13. Das heißt, als junger Erwachsener war ich erstmal elternlos. Als ich dann die erste Tour von den 'No Angels' choreografiert hab, hab ich Fanpost bekommen", erinnert er sich und muss dabei kurz pausieren, weil er mit den Tränen hadert. "Da war ein Brief dabei, in dem stand: 'Hallo Detlef, das hier ist keine Fanpost. Wir sind deine Geschwister. Das war verrückt."
Heute ist Soost selbst Vater dreier Kinder, versucht, diese stets mit einer positiven Sichtweise zu erziehen. Sein Markenzeichen "D!" hat er mittlerweile übrigens abgelegt. "Irgendwann hab ich gedacht, dass es nicht mehr zu meinem Alter passt und dann entschieden, dass 'Detlef Soost' reicht."
Seiner Leidenschaft ist er hingegen stets treu geblieben und betreibt auch heute noch eine Tanzschule.
Titelfoto: Montage: Thomas Ernst