Brigitte Grothum: "Der Westen riecht nach Camel Zigaretten!"
Leipzig - Mit 87 Jahren steht Schauspielerin Brigitte Grothum immer noch auf der Theaterbühne und wagt sich dort an brisante Themen. Im MDR-Riverboat blickte sie auch auf die Anfänge ihrer Karriere zurück.
Die gebürtige Dessauerin musste nach der Bombardierung ihrer Heimatstadt mit knapp 15 Jahren flüchten und gelangte über Umwege nach Berlin.
An ihrer Anfangszeit dort hat die "Die drei Damen vom Grill"-Darstellerin noch klare Erinnerungen. "Als ich das erste Mal in Berlin war, stieg mir ein ganz bestimmter Geruch in die Nase und ich dachte mir 'Der Westen riecht nach Camel Zigaretten'", erzählte Grothum lachend in der Talkrunde.
In der Hauptstadt absolvierte sie dann eine Schauspielausbildung und spielte dann ihre ersten Rollen im Schlosspark Theater - jene Bühne, wo sie auch heute noch mit ihrem aktuellen Stück "Ein deutsches Leben" zu sehen ist.
In dem "Eine-Frau-Stück" geht es um die Berlinerin Brunhilde Pomsel, die Anfang der 30er Jahre erst für einen jüdischen Rechtsanwalt und dann als Sekretärin für Propagandaminister Joseph Goebbels arbeitet.
Das Werk beruht auf einem Original-Interview und hat gut 70 Seiten Text.
Lieber Bühne als Couch: Kein Ende in Sicht für Brigitte Grothum
"Das war eine Herausforderung, klar. Ich habe überlegt, ob ich mir das mit 87 und dem alten Kopf noch zutraue, aber ich bin ein ehrgeiziger Mensch und finde das Stück inhaltlich wichtig", so Brigitte Grothum.
Die Figur der Brunhilde Pomsel steht für sie für die vielen im Nationalsozialismus lebende Menschen, die zwar hautnah die Gräueltaten der Nazis mitbekommen haben, aber nichts dagegen getan haben.
Ein Ende ihrer Karriere ist für die 87-Jährige übrigens nicht in Sicht.
"Ich habe das Glück, dass ich einen Beruf habe, den ich liebe. Das war so und ist so geblieben. Solange ich gesund bin und engagiert werde, bin ich glücklicher auf der Bühne als Zuhause auf der Couch beim Stricken", stellte die Künstlerin klar.
Titelfoto: rbb/Thomas Ernst