Berlins Ex-Regierungschef Klaus Wowereit verlor Partner an Covid: "Ich kann das nicht verarbeiten!"
Leipzig - Der ehemalige Berliner Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (68, SPD) hat erst kürzlich einen schweren Verlust im privaten Umfeld zu beklagen gehabt. Schon zu Beginn seiner Karriere hatte er es aufgrund seines Arbeiterhintergrunds und der Homosexualität nicht leicht - wie er trotzdem mit Selbstbewusstsein regieren konnte, verriet er im MDR-Riverboat.
Gleich zu Beginn der Corona-Pandemie verlor Klaus Wowereit seinen langjährigen Lebenspartner Jörn Kubicki (†54) an das gefährliche Virus. Nach 27 gemeinsamen Jahren hat das ehemalige Berliner Stadtoberhaupt immer noch an dem Verlust zu knabbern.
"Ich kann das nicht verarbeiten, es ist einfach furchtbar. Sieben Wochen zuvor hatten wir noch eine tolle Reise nach Neuseeland unternommen, als das Virus sich gerade erst in Asien ausbreitete. Durch seine Vorerkrankung konnte Covid wie durch offene Türen gehen", erinnerte sich Wowereit sichtlich ergriffen.
An dem Abend, an dem sich Jörn angesteckt hatte, war der SPD-Politiker auch anwesend - doch weder er noch die anderen Gäste wurden infiziert. "Ich bin dankbar für die Jahrzehnte, die wir hatten. Mir hilft mein großer Freundeskreis und meine Familie. Trotzdem kommst du nach Hause und dein Partner ist nicht mehr da", so der 68-Jährige niedergeschlagen.
Am 10. Juni 2001 hatte Klaus Wowereit sich erstmals öffentlich auf einem SPD-Landesparteitag geoutet. Legendär sein Statement: "Ich bin schwul - und das ist auch gut so!" Anschließend wurde er zum Spitzenkandidaten für die Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus gewählt. Er war dann bis 2014 Regierender Bürgermeister.
"Das hat mich stark gemacht!" Wowereit blickt auf Kindheit zurück
Für den Sohn einer Arbeiterfamilie war die Ausübung eines solchen Amts nicht selbstverständlich, wie der SPD-Politiker weiter im Gespräch mit Kim Fisher (52) verriet.
"Ich hatte immer Respekt vor dieser Aufgabe, aber man sollte nicht immer nur demütig sein. Ich hatte bis zur Amtseinführung ja bereits selbstständig etwas erreicht aufgrund meiner eigenen Leistung, da muss man keine Angst haben vor Leuten, die von Anfang an bessere Chancen haben und zum Beispiel in Harvard oder Oxford studiert haben", so der 68-Jährige.
Stets könne er sich an die Zeiten erinnern, in denen er als kleiner Junge zum Ölhändler ging, um zu fragen, ob die Familie ihre Rechnung auch in Raten abbezahlen könnte, weil das Geld hinten und vorne nicht langte.
"Das hat mich geprägt, aber auch stark gemacht", blickte Klaus Wowereit stolz zurück.
Titelfoto: rbb/Thomas Ernst