"Reschke Fernsehen": So krass belügt uns die Öl-Industrie seit Jahrzehnten
Hamburg - Seit dem gestrigen Donnerstag ist die erste Folge der zweiten Staffel von "Reschke Fernsehen" in der ARD-Mediathek verfügbar. In dieser geht es um das Thema: "Der Kampf ums Klima: Wie uns die Öl-Industrie belügt".
Anja Reschke (50) und ihr Team beleuchten in der 30-minütigen Folge "ein sehr dunkles Kapitel von Lobbyismus", wie es die Journalistin selbst bezeichnet.
So wird unter anderem aufgearbeitet, wie die fossile Brennstoffindustrie jahrzehntelang den menschengemachten Klimawandel leugnete. Unter anderem ist ein Ausschnitt von Lee Raymond (84) aus dem Jahr 1996 zu sehen, in dem der damalige Chef des Öl-Konzerns "ExxonMobil" eben diesen abstreitet.
Blöd nur, dass "ExxonMobil" selbst bereits in den 70er-Jahren eine Studie in Auftrag gegeben habe, die ergeben hätte, dass der Klimawandel "am wahrscheinlichsten durch die Freisetzung von Kohlendioxid aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe beeinflusst" werde, also durchaus menschengemacht sei.
Auch andere große Konzerne wie "Shell" oder "BP", zu dem unter anderem alle "Aral"-Tankstellen gehören, hätten Studien in Auftrag gegeben, die ähnliche Ergebnisse brachten. Dennoch sei der menschengemachte Klimawandel konsequent geleugnet worden.
Seinen vorläufigen Höhepunkt hätte diese Entwicklung schließlich 2007 gehabt, als an alle Redaktionen in den USA ein Report verschickt worden sei, in dem 400 angebliche Wissenschaftler den Klimawandel anzweifelten. Später stellte sich heraus, dass ein Großteil für die Öl-Industrie arbeitete, oder aber gar keine Verbindung zur Klimawissenschaft hatte.
CDU-Vorsitzender Friedrich Merz hat fragwürdige Verbindungen zur fossilen Industrie
"Die fossile Brennstoffwirtschaft organisierte über Jahrzehnte eine perfekt arbeitende Leugnungsmaschinerie: Sie starteten Kampagnen, aktivierten Lobbyisten, kauften Experten, diskreditierten renommierte Forscher und übernahmen alles, was möglich ist, um die Ernsthaftigkeit des Klimawandels zu bestreiten", fasst Reschke zusammen.
Als sich diese Ernsthaftigkeit schließlich nicht mehr leugnen ließ, hätten die Konzerne ihre Strategie geändert und fortan auf "Carbon Capture and Storage", kurz CCS, gesetzt. Dabei sollen CO2-Emissionen in der Theorie durch die Speicherung von CO2 im Untergrund der Erde verringert werden.
Charles Harvey, Professor am renommierten MIT in Cambridge, erklärt dazu jedoch: "Die Öl-Industrie hat ihre Story geändert. Lange war es: 'Macht euch keine Sorgen, den Klimawandel gibt es nicht.' Jetzt behaupten sie: 'Wir können weiter Öl verbrennen und lösen das Problem mit CCS.' Das ist genauso falsch wie die erste Klima-Lüge."
Ein prominenter Befürworter von CCS sei allerdings Friedrich Merz (67), Bundesvorsitzender der CDU. Interessant: Merz war von 2019 bis 2021 Vizepräsident des Berufsverbands "Wirtschaftsrat der CDU".
In dessen Vorstand und Präsidium wiederum säßen "viele Manager der fossilen Industrie", unter anderem von "EWE" oder "E.ON". Und: Verbandspräsidentin Astrid Hamker (56) dürfe an jeder Sitzung des Bundesvorstandes der CDU nicht nur teilnehmen, sondern dort auch sprechen.
Angesichts dieser fragwürdigen Verbindungen stellt Reschke abschließend die Frage: "Wie lange lassen wir uns noch ablenken? Auf die Energiekonzerne brauchen wir nicht warten, also liegt es doch an uns: Wir alle sollten CO2 sparen, weil wir leider keine Zeit mehr haben. Schuld daran sind die Energiekonzerne."
Titelfoto: NDR/Thorsten Jander