Prince-Charming-Kandidat Alex war bei den Zeugen Jehovas: "wenn du nicht so bist, wirst du sterben"
Leonberg - Alex Gutbrod (39) war Kandidat bei der aktuellen Staffel von "Prince Charming", der VOX-Dating-Show für schwule Männer. In der "SWR"-Sendung "Leeroys Momente" erzählte er nun seine Lebensgeschichte und die hat es in sich.
Denn Alex ist in einer Familie aufgewachsen, die über drei Generationen bei den Zeugen Jehovas war. Genoss Alex als Kind noch die Gemeinschaft der Sekte, änderte sich mit seiner Einschulung alles.
Plötzlich merkte er den Zwang und die Enge der Gemeinschaft.
"Man darf nicht mit seinen Schulkollegen spielen", erzählte der 39-Jährige. Auch Geburtstagsfeiern seien streng verboten.
Doch das Schlimmste für Alex war, dass er seine sexuelle Orientierung unterdrücken musste. Zwar spürte er früh, dass er zumindest nicht nur auf Frauen steht, doch wahrhaben wollte er es nicht.
Er wusste: Nach den Regeln der Sekte ist Schwulsein keine Option. Gibt er es zu, verliert er seine ganze Familie. Menschen, die gleichzeitig seine Freunde sind.
Alex Gutbrod war für mehrere Jahre mit einer Frau verheiratet
Zusätzlich trieb ihn die Angst an. Denn die Sekte machte ihm weis: "Gott wird alle Bösen vernichten!"
Und Schwule sind in den Augen von Zeugen Jehovas böse. "Du lebst von Kindesbeinen an mit der Angst, wenn du nicht so bist, wie du sein sollst, wirst du sterben", erzählte Alex.
Bis ihm klar wurde, dass das alles nur ein großer Schwindel ist, dauerte es.
Um im Sinne der Sekte zu leben, war er sogar für sechs Jahre mit einer Frau verheiratet gewesen. Erst zwei Jahre nach der Scheidung outete er sich. Mit 28 Jahren verliebte er sich dann zum ersten Mal in ein Mann.
Damit hatte er den Entschluss gefasst, seine Familie hinter sich zu lassen. Um den Verlust und die Qual der vergangenen Jahre zu vergessen, hing er sich bei der Arbeit rein und trieb viel Sport.
Aber trotz allem Leid: Alex ist jetzt ein freier Mensch.
Titelfoto: SWR/Presseportal