"Polizeiruf" aus Rostock: Neue Ermittlerin gerät sofort mit König aneinander
Rostock - Max, ein verwirrter Jugendlicher, irrt mitten in der Nacht durch die Gegend. Er steigt in das Auto eines Mannes. Als dieser aber beginnt, an sich herumzumachen, sticht Max wild auf dessen Oberschenkel ein und flieht in einen Wald. So düster beginnt der neue Rostocker "Polizeiruf 110: Seine Familie kann man sich nicht aussuchen", der am heutigen Sonntagabend um 20.15 Uhr im Ersten läuft.
Zur gleichen Zeit bekommt Melly Böwe (Lina Beckmann, 41) einen Anruf von ihrer Jugendfreundin Jule Genth (Susanne Bormann, 42), der Pflegemutter des vermissten Max Wagner (Alessandro Schuster, 20). Die Polizistin macht sich daraufhin auf den Weg von Bochum nach Rostock.
Dort ermittelt derweil Katrin König (Anneke Kim Sarnau, 50) im Mordfall einer alleinerziehenden Mutter, die mit ihrem vom Hals abwärts gelähmten Sohn tot aufgefunden wurde. Sie liegt erstochen in ihrem Blut im Flur, der Junge starb an einem Schlaganfall, weil niemand mehr seine Infusion wechseln konnte.
Die Wege der beiden Ermittlerinnen kreuzen sich, als Max zu den Opfern befragt werden soll, da er in der Nachbarschaft lebt.
Von höchster Stelle wird König jedoch angewiesen, ihn bei ihren Ermittlungen außer Acht zulassen. Auch Böwe, die offensichtlich mehr über die Vergangenheit des Jungen weiß, lässt keine Fragen zu dem Thema zu.
Allgemein scheinen die beiden Frauen erst einmal nicht gut aufeinander zu sprechen zu sein. König hat, auch wenn sie es sich nicht anmerken lassen will, immer noch mit dem Weggang ihres Kollegen Sascha Bukow zu kämpfen.
Sie versucht ihn zu vergessen, doch das gelingt ihr nicht. Denn Melly Böwe ist Bukows Halbschwester.
Polizeiruf 110: Lohnt sich das Einschalten?
Ja, denn die neue Kommissarin Melly Böwe besteht ihre erste Bewährungsprobe mit Bravour. Nach zwölf Jahren ist es der erste Rostocker "Polizeiruf" ohne das beliebte Ermittlerduo Katrin König und Sascha Bukow, gespielt von Charly Hübner (49).
Bukow hatte bei seinem Abschied seine heftig in ihn verliebte Kollegin zurückgelassen. Er sei jetzt das Verbindungsband zwischen Katrin König und Melly Böwe, das zwischen den beiden schwinge, sagt Lina Beckmann.
Die TV-Zuschauer liebten Sascha Bukow, aber die beiden Frauen wollten nun etwas Neues machen. "Ich gehe da mutig und offen dran." Sie spricht von einem Prozess, in dem sie lernen werde, die Figur Melly Böwe zu entwickeln. Der Vorteil von Böwe sei, dass sie nichts mit dem halblegalen Leben von Bukow zu tun hat.
Die beiden Polizistinnen sind zwei unterschiedliche und starke Frauen, die sich offensichtlich miteinander verbunden fühlen. Sie beschnuppern sich bei den Ermittlungen, sie haben aber auch ihre Geheimnisse voreinander. Das macht den Reiz dieses Films aus.
Besonders hervorzuheben im aktuellen Krimi ist neben der neuen Hauptdarstellerin auch die schauspielerische Leistung des Nachwuchsschauspielers Alessandro Schuster, der den weggelaufenen Max spielt. "Beim Dreh hatte ich einige Soloszenen und war ganz auf mich und mein Gefühl gestellt, konnte diesem nach Impuls freien Lauf lassen", sagt er zu seiner Arbeit am Set. "Das war ein bisschen Rock'n'Roll und eine schöne Erfahrung." Beeindruckend spielt er den verletzlichen, hilflosen und einsamen Jugendlichen, der in der Vergangenheit Traumatisches erlebt hat.
Rundum lässt dieser "Polizeiruf" die Zuschauer gebannt auf den Fernseher schauen.
Titelfoto: NDR/Manju Sawhney