Im neuen "Polizeiruf 110" sind die Ermittlerinnen nur Nebensache
Rostock - Vor einem Club wird Nathalie Gerber (Lea Freund, 26) tot aufgefunden. Dort war die Grundschullehrerin mit einem Mann verabredet, den sie online kennengelernt hat. Im "Polizeiruf 110: Daniel A.", der am heutigen Sonntag um 20.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt wird, fehlt von dem Mann allerdings jede Spur.
Anhand von Zeugenaussagen gelingt es Katrin König (Anneke Kim Sarnau, 50) und ihrer neuen Kollegin Melly Böwe (Lina Beckmann, 41), ein Phantombild zu erstellen. Damit und den flüchtigen Angaben aus der Dating-App, die das Opfer nutzte, machen sie sich auf die Suche.
Was sie beiden zu diesem Zeitpunkt nicht wissen: Daniel Adamek (Jonathan Perleth, 28) ist die gesuchte Person und könnte die Kommissarinnen sogar zum Täter führen. Der Mann meldet sich jedoch nicht bei der Polizei, weil er befürchtet, dass er dadurch ungewollt als Transmann geoutet werden könnte.
Dafür fühlt er sich noch nicht bereit. Deshalb versucht er, Böwe und König anderweitig auf die richtige Fährte zu führen. Doch ist das überhaupt möglich?
Lohnt sich das Einschalten?
Definitiv. Denn dieser "Polizeiruf" überrascht mit einer Erzählweise, die für deutsche Krimis eher unüblich ist.
Gleich zu Beginn erfährt man, wer der Mörder von Nathalie Gerber ist. Doch dadurch verliert der Film keineswegs an Spannung.
Stattdessen erlebt der Zuschauer das Dilemma von Daniel Adamek. Er möchte sich einerseits nicht als Transmann outen, andererseits aber zur Aufklärung des Mordes beitragen.
Schauspieler Jonathan Perleth, selbst ein Transmann, äußert seine anfänglichen Bedenken über die Rolle: "Ich hatte, ehrlich gesagt, Sorge, dass das ganze Thema ein bisschen oberflächlich bleibt und es um eine Figur geht, die hauptsächlich aus Stereotypen besteht", sagt Perleth im NDR-Interview.
Doch Daniel sei "eine gut geschriebene, vielschichtige Figur mit eigenen Antrieben [...], die ich mir richtig erarbeiten musste", erklärt er.
Während der Dreharbeiten stand Perleth am Anfang seiner Transition. Jetzt, über ein Jahr später, ist es "schon krass, mich noch mal so zu sehen. Auf diese Weise merkt man viel mehr, wie viel sich in der Zwischenzeit verändert hat."
Daniel Adamesk bekommt in dem Film viel Raum, was auch wichtig ist, um den inneren Konflikt der Figur zu verstehen.
Eine emotionale und eindringliche Geschichte!
Titelfoto: NDR/Christine Schröder