"Polizeiruf" zurück aus Sommerpause: Verständnis für Kindesentführerin?
Magdeburg - Kindesentführung, Stalking: Der erste "Polizeiruf" nach der Sommerpause ist harter Tobak. In "Du gehörst mir" sucht Kommissarin Doreen Brasch (Claudia Michelsen, 54) nach dem Baby der Studentin Lana Stokowski (Hannah Schiller, 23). Am heutigen Sonntag um 20.15 Uhr läuft der Fall im Ersten.
Es ist nur ein kurzer Moment, in dem Lana Stokowski den Kinderwagen aus den Augen lässt - doch er reicht aus, dass jemand ihre Tochter Lucy entführt.
Die Studentin ist sich sicher, dass ihr Ex-Freund Christian Novak (Max Hemmersdorfer, 37) dahintersteckt. Er stalkt sie seit geraumer Zeit. Als Kommissarin Brasch ihn verhört, behauptet Novak allerdings das Gegenteil und weist alle Vorwürfe von sich.
Anders als die Protagonisten im Film kennt der Zuschauer die Person, die das Baby entführt hat, schon von Beginn an. Es ist Inga Werner (Franziska Hartmann, 39).
Die nach außen hin freundlich und ruhig wirkende Frau hütet ein dunkles Geheimnis. Dieses ist auch die Ursache, warum sie einer jungen Mutter ihr Kind wegnimmt.
"Polizeiruf 110" aus Magdeburg: Lohnt sich das Einschalten?
Definitiv. Auch wenn der Zuschauer schon nach wenigen Minuten weiß, wer die Entführerin ist, bleibt dieser Krimi bis zum Ende spannend und mitreißend.
Regisseur Jens Wischnewski (42) habe das Drehbuch von Khyana el Bitar (59) sofort angesprochen, weil es "das tragische Schicksal der Täterin nutzt, um deren Blickwinkel einzunehmen. Ihre Geschichte berührt mich", sagte er dem MDR.
Was in diesem Fall besonders auffällt: Die Episodenhauptrollen sind deutlich präsenter als in anderen Krimis üblich.
"Brasch tritt in dieser Folge ein wenig in den Hintergrund, was zwar anders ist, aber auch interessant", erklärte Schauspielerin Claudia Michelsen.
Deshalb gebe es auch in Zukunft noch viel zu erzählen, "weil wir uns nie auf das Private in diesem Format konzentriert haben, sondern uns immer als Erzähler der verschiedensten Geschichten empfunden haben, als Gastgeber sozusagen. Die Hauptdarsteller sind jeweils die Geschichten", so Michelsen.
Diese Zurückhaltung der Kommissarin ermöglicht es, dass die Hauptfiguren tiefgründiger erzählt werden können und ihr Handeln für die Zuschauer nachvollziehbarer wird. Mitunter entwickelt man sogar Verständnis für die Täterin.
Ein sehr gelungener Fall aus Magdeburg!
Titelfoto: MDR/Felix Abraham